„Claustrum sine armario quasi castrum sine armamentario“,
diesen Spruch soll einst ein französischer Augustiner-Chorherr
geprägt haben. Bücher galten als die Waffen des Mönches im Kampf
gegen den Teufel. Und deshalb hatte jedes Kloster seine Bibliothek –
auch St. Thomas zu Leipzig, 1212 durch Markgraf Dietrich von Meißen
gestiftet. In jenem Jahr begann auch die Geschichte des
Thomanerchores. Denn zu dem Kloster gehörte eine Lateinschule,
deren Schüler unter anderem auch im Gesang unterwiesen wurden. Eine
der Aufgaben der Scholaren war der Chorgesang im Gottesdienst. Daran
hat sich auch durch die Reformation und den anschließenden Erwerb
des Thomasklosters durch die Stadt Leipzig nichts geändert – bis
zum heutigen Tage gestalten die Thomaner Gottesdienste.
Das Ensemble Amarcord hat seine Wurzeln im Thomanerchor. Wolfram
und Martin Lattke sowie Robert Pohlers, Tenor, Frank Ozimek, Bariton
und Daniel Knauft sowie Holger Krause, Bass haben schon
verschiedent- lich in historischen Notenschätzen des berühmten
Knabenchores gestö- bert. So haben sie auf einer CD bereits Musik aus
dem Thomas-Graduale vorgestellt.
Zwei Sequenzen aus diesem Codex vom
Beginn des 14. Jahrhunderts bilden auch den musikalischen Rahmen für
dieses Programm, in dem die Sänger A-Cappella-Musik aus dem
Notenschrank der Thomaner zusammengestellt haben, vom Mittelalter bis
zu Heinrich Schütz. Auf der CD finden sich Werke von großen
Meistern wie Orlando di Lasso, Thomas Stoltzer oder Johann Walter
sowie den einstigen Thomaskantoren Sethus Calvisius und Johann
Hermann Schein, neben jenen weniger bekannter Komponisten aus jener
Zeit; vieles davon wurde in Sammelbänden wie Florilegium
selectissimum hymnorum, Leipzig 1666, oder Florilegium Musici
Porten- sis, Leipzig 1621, überliefert. Amarcord singt all diese
Stücke aus dem reichen musikalischen Erbe der Thomaner gekonnt,
stets durchhörbar und ausgewogen – und mit einem beneidenswert
homogenen Ensembleklang. Sehr gelungen!
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