Freitag, 30. Oktober 2015

Kreisler: The complete recordings 6 (Naxos)

Fritz Kreisler (1875 bis 1962) war der Sohn eines Wiener Arztes. Den ersten Violinunterricht erhielt er im Alter von vier Jahren von seinem Vater. Bereits als Siebenjähriger durfte er Unterricht am Konservatorium nehmen. Dort lernte er bei Josef Hellmesberger jr. (Violine) und Anton Bruckner (Musiktheorie). Drei Jahre später wechselte er an das Pariser Konservatorium, wo er 1887, mit gerade einmal zwölf Jahren, mit dem Premier Prix ausgezeichnet wurde. 
Ein Jahr später ging Kreisler bereits auf seine erste Konzertreise durch die USA. Nach seiner Rückkehr trat er zum Probespiel bei den Wiener Philharmonikern an. Diese Bewerbung scheiterte, weil der junge Musiker nicht sicher vom Blatt spielen konnte. Daraufhin gab Kreisler die Musik auf, und studierte erst Medizin, dann Malerei – und fing schließlich doch wieder an, Geige zu spielen. 1898 debütierte er in Wien, 1899 unter Arthur Nikisch bei den Berliner Philhar- monikern. 
Kreisler war als Solist bald sehr gefragt und daher auch sehr viel unter- wegs. Dennoch fand er die Zeit für ein damals neues Medium: In den Jahren 1904 bis 1946 spielte Kreisler mehrere hundert Schallplatten ein. Diese Aufnahmen trägt nun Naxos in mühevoller Kleinarbeit zusammen – CD 6, kürzlich erschienen, enthält Einspielungen aus den Jahren 1924 und 1925, aufgezeichnet im Studio Camden von Victor Talking Machine Co. Es sind sehr unterschiedliche Werke – von der Canzonetta aus Tschaikowskis Violinkonzert über Pierrots Tanzlied aus Korngolds Oper Die tote Stadt bis hin zu Ombra mai fu aus Händels Xerxes oder einem Slawischen Tanz von Dvorak. In jedem Falle aber bezaubern diese klingenden Dokumente durch ihren ganz eigenen Charme. Kreislers Geigenspiel ist von einer ganz erstaunlichen Intensität; sein ausdrucksstarker, „sprechender“ Ton beeindruckt noch heute und lässt einen über Details hinweghören, die heute kein Geiger mehr so anbieten könnte. Wer sich für Musikgeschichte interessiert, der sollte diese Aufnahmen kennen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen