Tobias Michael (1592 bis 1657) war den Sohn des Dresdner Hofkapell- meisters Rogier Michael. Seine musikalische Laufbahn begann er 1601 als Sängerknabe in der Hofkapelle; 1609 schickte ihn der Kurfürst zur weiteren Ausbildung an die Landesschule in Pforta. Anschließend studierte Michael ab 1613 erst in Wittenberg, und dann in Jena. 1619 erhielt er die Stelle des Kapellmeisters an einer soeben neu errichteten Kirche in Sondershausen. 1621 fielen allerdings das Schloss und fast die gesamte Stadt einem verheerenden Brand zum Opfer; danach setzten seine Dienstherren, die Grafen zu Schwarzburg, die den Musiker ungern ziehen lassen wollten, Michael als Kanzleibeamten ein.
Nach dem Tode von Johann Hermann Schein wurde Tobias Michael 1631 zum neuen Thomaskantor gewählt. So konnte er aus dem bedrängten Sondershausen nach Leipzig umziehen, wo er trotz Krieg und Seuchen dafür sorgte, dass das Kantorat an Bedeutung gewann – und dass die Thomaner wieder erstklassig sangen. So widmete Heinrich Schütz, der neue Hofkapellmeister in Dresden, der Stadt Leipzig und ihrem „berühmbten Chor“ seine Geistliche Chormusik von 1648. Der erzielte Qualitätszuwachs ist umso erstaunlicher, wenn man in der Leichpredigt liest, dass Tobias Michael in seinen 30 letzten Lebensjahren immer wieder von schweren Gichtanfällen geplagt wurde, und zum Schluss das Krankenlager gar nicht mehr verlassen konnte.
Das bedeutendste Werk Michaels ist die Musicalische Seelenlust, 1634/35 und 1637 in zwei Teilen im Druck veröffentlicht. Der erste Teil enthält 30 geistliche Madrigale – biblische Texte in Vertonungen für fünf Stimmen, gesetzt nach dem seinerzeit innovativen italienischen Vorbild. Insofern erinnert dieser Teil an Scheins berühmtes Israelsbrünnlein. Im zweiten Teil fasste Michael 50 geistliche Konzerte für sehr unterschiedliche Besetzungen zusammen. Auf dieser CD erklingen Werke aus beiden Teilen, vorgetragen vom Ensemble Polyharmonique.
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