Allenthalben hört man in der Weih- nachtszeit entweder amerikanische Hits, oder aber barocke Klänge. Dass auch die Romantik gelungene Musik zum Fest zu bieten hat, beweist diese CD mit dem exzellenten Dresdner Kammerchor unter Hans-Christoph Rademann. Bei ihren Kompositionen haben die Romantiker gern auf „alte“ Melodien zurückgegriffen. Das ist kein Wunder: In einer Zeit, in der die Menschen nicht mehr zu Fuß oder per Kutsche, sondern zunehmend mit der Eisenbahn reisten, in der Fabriken und Wohnsiedlungen in großer An- zahl neu entstanden sind, und in der die Gaslaterne durch das elektrische Licht abgelöst wurde, hatten die Menschen das Gefühl, dass sich ihr Leben irrwitzig beschleunigt. Da ist die Besinnung auf Traditionen wie eine Rückversicherung; die Suche nach Wurzeln gibt Sinn und Sicherheit.
Advents- und Weihnachtszeit sind ohnehin Zeiten der Rückschau und der Besinnung. Bei Singen der alten Lieder werden wir auch heute noch Teil einer jahrhundertealten Tradition; die Romantiker haben sich die Werke ihrer Vorfahren angeeignet, indem sie sie kreativ überformt haben. Dafür enthält die vorliegende CD viele Beispiele – man höre nur die Chorsätze des Thomaskantors Gustav Schreck (1849 bis 1918) oder jene vom Max Reger (1873 bis 1916). Ein gutes Drittel dieser romantischen Raritäten erklingen auf dieser CD in Weltersteinspielung; von den allermeisten Werken sind zudem bei Carus auch die Noten erhältlich.
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