Diese CD ist einem außergewöhn- lichen Instrument gewidmet: Donna Agrell ist die glückliche Besitzerin eines Fagotts aus der Werkstatt des Dresdner Holzblasinstrumenten- bauers Grenser & Wiesner. Das Unternehmen wurde 1744 von Carl August Grenser gegründet, und genoss schon bald einen ausgezeich- neten Ruf. Im späten 18. Jahrhundert übernahm Carl Augusts Neffe Heinrich die Werkstatt; er lieferte die begehrten Instrumente an Musiker in ganz Europa. Nach seinem Tode 1831 führte sein Geselle Samuel Wiesner die Geschäfte weiter. Er hat auch das Fagott angefertigt, das im Mittelpunkt dieser Einspielung steht.
Donna Agrell hat es in den 80er Jahren erworben und seitdem in über 1.500 Konzerten eingesetzt, oft mit dem Orchestra of the Eighteenth Cen- tury, dem sie seit seiner Gründung angehört. Das Fagott wurde zwischen 1817 und 1825 in Dresden gebaut; es war, so die Musikerin, „in ausgezeich- netem Zustand und auf einer Tonhöhe von etwa a=430 Hz spielbar.“
Zu dem Fagott gehörte noch der originale Koffer, und der Adressaufkleber darauf, teilweise noch lesbar, bezeugte, das es seinerzeit nach Stockholm geliefert wurde. Außerdem befanden sich in dem Koffer zwei Flügel und drei S-Bögen von unterschiedlicher Länge, die das Spiel in unterschiedlichen Stimmungen ermöglichen. In einer Schachtel lagen zudem sechs intakte Rohrblätter bei - „ein unglaublich seltener und wertvoller Fund“, erläutert die Donna Agrell. Die empfindlichen Teile, die in diesem Glücksfall erhalten geblieben sind, wurden von Instrumentenbauern aufmerksam studiert und teilweise nachgebaut.
Instrumente von Grenser & Wiesner wurden von bekannten Musikern gespielt. Einer von ihnen, der deutsche Fagottvirtuose Frans Carl Preumayr (1782 bis 1853), ging zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit seinen Brüdern Conrad und Carl nach Schweden. Dort wirkte er als Mitglied der Hofka- pelle und als Musikdirektor in der Militärmusik. Mehrfach ging er auf Konzertreisen, und dabei musizierte er auf seinem Grenser-Instrument, wie er in seinem Reisejournal berichtet.
Das Publikum war beeindruckt: „Preumayr is the best performer on the bassoon that we ever heard, taking tone, taste and execution into consideration; he makes nothing of a rapid flight from the lowest B flat in the bass to E flat, fourth space in the treble, three octaves and a half! (..) He displayed great skill and command of his instrument“, schwärmt ein Kritiker, der den Musiker 1830 in London gehört hat. Kein Wunder, dass Musikerkollegen für den Ausnahme-Fagottisten auch eigens Werke komponierten.
Diese CD stellt drei davon vor: Ein Septett und ein Quartett des Geigers Franz Adolf Berwald sowie das Quintett für Fagott und Streicher seines Lehrers, des Geigers und Sängers Jean Baptiste Édouard Du Puy. Für die Aufnahme hat Donna Agrell Musikerfreunde eingeladen, die ebenfalls im Orchestra of the Eighteenth Century mitwirken – Marc Destrubé und Franc Polman, Violine, Yoshiko Morita, Viola, Albert Brüggen, Violoncello, Robert Franenberg, Kontrabass und Teunis van der Zwart, Horn – sowie Lorenzo Coppola, Soloklarinettist des Freiburger Barockorchesters und Pianist Ronald Brautigam, ein Spezialist, der seit Jahren klassisches Repertoire auf historischen Klavieren spielt. Musiziert wird brillant, und der sonore, wunderbar runde, durch alle Register ausgeglichene Klang des Fagottes kommt bestens zur Geltung. Bravi!
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