„Opposites attract“, steht als Motto über dieser CD. Es ist jedoch ein Irrtum, wenn man annimmt, dass den Leipziger Thomaskantor und den Dresdner Hofkapellmeister nichts verbindet. Auch wenn Johann Adolph Hasse (1699 bis 1783) seinen Ruhm in erster Linie der italienischen Oper verdankte, so stammte er doch aus einer norddeutschen Organisten- dynastie – und hat ohne Zweifel ebenfalls die dementsprechende Ausbildung erhalten.
Wer sein Werk kennt, der weiß, dass Hasse ein exzellenter Cembalist gewesen ist. Zu Recht ist er berühmt für die Eleganz seiner Musik, die auf vordergründige Virtuosität verzichtet, aber dennoch höchst effektvoll Stimmen in Szene zu setzen versteht, und zudem die Klangfarben der verschiedenen Instrumente gekonnt zur Geltung bringt.
Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) hatte sich um die Hofkapell- meisterstelle ebenfalls beworben. Den Kurfürsten konnte er aber nicht überzeugen: Er war weder katholisch, noch hätte er seinem Dienstherrn mit italienischen Opern aufwarten können – und Hasse brachte aus dem Süden obendrein noch Ehefrau Faustina Bordoni mit, seinerzeit eine der berühmtesten Sängerinnen Europas. Bach hingegen war niemals in Italien; allerdings kannte er die italienische Musik sehr gut, er hatte wichtige Werke gründlich studiert.
Hasses Musik schätzte Bach durchaus; er fuhr sogar nach Dresden, um dort in der Hofoper „hübsche Liederchen“ zu hören, wie er Hasses Arien genannt haben soll. Blockflötist Stefan Temmingh und Countertenor Benno Schachtner haben nun auf einer CD die Musik der beiden Zeitge- nossen nebeneinander gestellt. Es erklingen Instrumentalmusik und Kantaten bzw. Arien aus Kantaten von Bach und Hasse. Diese Kombina- tion erweist sich durchaus als reizvoll, denn sie gibt den beteiligten Musikern – unter dem Namen The Gentleman's Band wirken noch Wiebke Weidanz an Cembalo, Lautenclavier und Truhenorgel sowie Domen Marinčíč, Viola da gamba und Violoncello, mit – Gelegenheit, ziemlich unterschiedliche Facetten von Barockmusik aufzuzeigen.
Dabei sind einige Entdeckungen zu verzeichnen; vor allem das bislang einzige bekannte Werk von Hasse für Solo-Blockflöte, eine Cantata per flauto gänzlich ohne Sänger, ist in der Tat spektakulär. Stefan Temmingh berichtet im Beiheft, dass ihn der Musikwissenschaftler Johannes Pausch darauf aufmerksam gemacht und ihm das Manuskript zugeschickt habe. Musiziert wird, wie bei dieser Besetzung nicht anders zu erwarten, brillant.
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