Umfangreich und anspruchsvoll ist das Orgelwerk Max Regers (1873 bis 1916). Der Komponist hat oftmals alles daran gesetzt, das Ausdrucks- vermögen der Instrumente seiner Zeit voll auszureizen. Jede Gesamtauf- nahme ist aber nicht nur für den Interpreten, sondern auch für die beteiligten Tontechniker eine Herausforderung. Mit besonderer Hingabe verfolgte ein solches Projekt das Label MPS gemeinsam mit dem legendären Kurt Rapf (1932 bis 2007). Der Wiener Musiker arbeitete 14 Jahre daran, von 1970 bis 1984, das Orgelwerk Regers für MPS auf den großen Orgeln Europas einzuspielen.
Dabei ist es nicht geblieben, denn auch in New York, in der Riverside Church, fanden sich Orgeln, die im Jahre 1975 für die Aufnahmen der Choralvorspiele op. 67 einbezogen wurden. Dem Selbstverständnis des Labels entsprechend, wurden die einzelnen Kompositionen Regers auf sorgsam ausgewählten, dem jeweiligen Werk adäquaten Instrumenten, mit dem höchsten Anspruch an die Interpretation und den Aufnahmeklang eingespielt. Rupf musizierte unter anderem an der Bruckner-Orgel im Stift St. Florian, Linz, an der Marcussen-Orgel im Dom zu Lübeck, an der Großen Orgel von Joseph Zeilhuber im Dom zu München, an Orgeln im Kaiserdom zu Speyer, in Hameln, Zürich, Freiburg, sowie in den Bene- diktinerabteien Weingarten und Ottobeuren – also an wirklich vielen bedeutenden Instrumenten.
Bei dieser Aufnahmetour wurde Rapf von Hans Georg Brunner-Schwer begleitet, dem Gründer des Labels, der die Aufnahmen als Produzent betreute, und vom MPS-Aufnahmeteam. Ziel war es, auch bei Orgel- aufnahmen den Most Perfect Sound zu verwirklichen. Das Ergebnis ist nun wieder zugänglich. Tonmeister Christoph Stickel hat die originalen Masterbänder aufwendig restauriert und remastered. In einer 14-CD-Box sind die meisten Einspielungen in höchstmöglicher Qualität erstmals digital verfügbar. Sie enthält alle Aufnahmen, die bis 1980 in sieben Folgen auf LP erschienen waren. Leider hat sich herausgestellt, dass die bisher unveröffentlichten Aufnahmen aus Villingen, Speyer, Luzern, Salisbury und Wien wohl als verloren angesehen müssen: Die Master- bänder für Volume 8 sind nicht mehr auffindbar. Und die Aufnahmen für Volume 9 sollen sich auf U-matic-(Video)-Kassetten befinden; ihnen sei aber selbst mit größtem technischen Aufwand kein Ton mehr zu entlocken gewesen.
Auch wenn sie also unvollständig bleiben muss, lohnt sich diese sorgsam aufbereitete Gesamtaufnahme. Denn Kurt Rapf, der auch als Dirigent und Komponist sehr geschätzt wurde, macht mit seiner Interpretation Struktu- ren transparent – Sonnenaufgang über Regers Klanggebirgen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen