Herausragende Geigen aus berühm- ten Werkstätten stehen im Mittel- punkt einer neuen Serie des Labels Athene. „During my time as Instrument Curator at the Royal Academy I welcomed many violin making students from around the world to view the treasures oft the collection. The reaction to these works was interesting to observe“, schildert der renommierte Instru- mentenbauer David Rattray in seinem Geleitwort ein Phänomen, das sich beim Anhören dieser Aufnahmen vielleicht auch beim Zuhörer einstel- len könnte: „The Stradivari's were greeted with voices of excitement and wide eyed reference, Guarneri's with nervous chuckles and often an element of bewilderness, however presenting an Andrea Amati violin the room would fall silent, this shared experience of being in the presence of something akin to the luthier's ,Holy Grail' was a privilege and honour.“
Die Reihe eröffnet eine Doppel-CD, auf der eine Geige von Andrea Amati aus dem Jahr 1570 erklingt, die von der Royal Academy of Music im Auftrag eines privaten Sammlers verwahrt wird. Peter Sheppard Skærved ist mit diesem Instrument seit langer Zeit vertraut und hat es bereits mehrmals in Konzerten gespielt. Die Fantasien Georg Philipp Telemanns klingen seiner Meinung nach auf keinem Instrument besser, zumal auch der verwendete Nachbau eines historischen Bogens, angefertigt von dem Genueser Bogenbauer Antonino Airenti, dazu offenbar perfekt passt, was dem Interpreten Klangräume eröffnet.
Peter Sheppard Skærved hat nicht nur die zwölf Fantasien eingespielt, die Telemann für die Geige komponierte. Auch die zwölf Flöten-Fantasien haben es dem Geiger angetan: „Early on, I noticed that the earliest known edition oft the Flute Fantasies (in the Brussels Conservatoire Library) reads, on the front page „Violino“. I am not suggesting for a minute that these are violin pieces, but modestly, that violinists should learn them, as a balance to the rather earthier (I generalise) violin works.“ Der Solist hat mit Bläsern über diese Werke gesprochen, und sie dann geübt: „I studied and played the Telemann flute Fantasies, in private, and at a safe distance from the critical ears of my flutist friends“, berichtet er. „This led, naturally, to the performance and recording oft the violin works.“
Die zweite CD der Reihe enthält nicht, wie zunächst angekündigt, Bachs Sonaten und Partiten auf der Joachim-Stradivari, sondern eine musika- lische Referenz an den norwegischen Geiger Ole Bull (1810 bis 1880). Dieser besaß etliche Instrumente. Bekannt sind Bulls Violine von Gasparo da Salò und ein weiteres Instrument von Giuseppe Guarneri del Gesù; spielen durfte Sheppard Skærved zudem eine Geige von Joseph Guarneri sowie eine weitere von Jean-Baptiste Vuillaume (1790 bis 1875) aus dem Besitz von Ole Bull. Bei einem Besuch in Bulls Haus auf der Insel Lysøen, seit 1984 in dem Sommermonaten als Museum geöffnet, zeigte Kurator Bertil Høgheim dem Geiger zudem einen Koffer für zwei Violinen – eine davon, so eine Aufschrift, stamme von „Nikolaus Amati 1647“. Wo aber war sie?
„Sitting at my father-in-law's breakfast table in New York, on a freezing morning in January 2015, an E-mail arrived. Would I be interested in seeing the 1647 Amati owned by Bull? I was thunderstruck“, schreibt Sheppard Skærved. „One month later, I held it in my hands for the first time.“ Die Geige begeistert den Musiker; er schwärmt, sie sei eines der schönsten Instrumente, die er je gesehen habe, und ihr Ton vermittele eine Ahnung von jener Reinheit und Intimität, die Bull offenbar gesucht habe. Noch im gleichen Jahr konnte er diese Amati-Geige in einigen Konzerten spielen, unter anderem auf dem Festival Bergen Festspillene.
In diesem Zusammenhang sei er, so erzählt der Musiker im Beiheft, mit Nachkommen Bulls sowie einem Tross von Journalisten, der Geige und Bulls Geigenbogen nach Lysøen gefahren, in Bulls einstiges Musizier- zimmer. „I had the extraordinary privilege of playing the violin in this wonderful room; the first time since Bull's death. Then, with the cameras still rolling, I took it over the double violin case, with the embroided cover (..). The violin fitted its case perfectly: It had come home.“ Mit Bulls Amati-Violine gestaltet Peter Sheppard Skærved, mitunter begleitet von dem Pianisten Roderick Chadwick, ein Salonkonzert im Stile Ole Bulls. Dabei erklingen auch etliche Werke des Virtuosen.
Andrea Amati (um 1505 bis 1577) gilt als Stammvater des Geigenbaus in Cremona. Über seinen Lebensweg ist wenig bekannt. Nicola Amati (1596 bis 1684), sein Enkel, war möglicherweise der beste Geigenbauer der Familie. Er unterwies zahlreiche Lehrlinge, darunter wahrscheinlich Antonio Stradivari und Andrea Guarneri.
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