Das Fagott und sein tieferer Bruder, das Kontrafagott, sind die Leiden- schaft von Simon Van Holen. Das ist keineswegs selbstverständlich, denn diese Instrumente sind quasi die Kellerkinder der modernen Musik: Zwar werden sie im Orchester benö- tigt. Aber Musik wird schon seit der Wiener Klassik nur noch ausnahms- weise für sie komponiert. Im Barock war dies anders; damals schätze man Klangfarben, Abwechslung und war in der Gestaltung von Konzerten wie in der Kammermusik offenbar deutlich experimentierfreudiger.
Simon Van Holen hat trotzdem nicht Vivaldis Fagottkonzerte eingespielt, sondern nach Werken gesucht, die für das moderne Fagott geschrieben worden sind und seine Möglichkeiten konsequent nutzen. Dabei hat er, neben einer klangschönen Sonate für Fagott und Violoncello (?) KV 292 von Wolfgang Amadeus Mozart und dem aparten Quartett für Fagott, zwei Violen und Violoncello op. 46 Nr. 1 von Franz Krommer, auch drei zeit- genössische Werke ausgewählt.
Von Erwin Schulhoff (1894 bis 1942) stammt, so Van Holen, das erste Musikstück für Kontrafagott solo überhaupt. Es heißt Baßnachtigall, stammt aus dem Jahre 1922, und trieft nur so von Sarkasmus – was aber Schulhoff, Schüler von Max Reger, nicht daran hinderte, trotzdem grandiose Musik zu schreiben. Simon Van Holen spielt dieses virtuose Stück hinreißend, und er zeigt auf dieser CD exemplarisch, dass ein Fagott weit mehr ist als eine zusätzliche Bass-Stimme im Orchester.
Dazu nutzt er auch das zweite Stück für Kontrafagott, ein Concertino von Kees Olthuis (*1940), das das ultratiefe Blasinstrument kombiniert mit einem Streichquintett erklingen lässt. Jean Françaix (1912 bis 1997) scheint sich um musikalische Moden erfreulich wenig geschert zu haben. Sein Divertissement für Fagott und – in diesem Falle – Streichquintett ist in der Tat unterhaltsam – und ziemlich eigenwillig. Man staunt, wenn man dann liest, dass diese prickelnde Musik im Jahre 1942 entstanden ist.
Entstanden ist diese CD, weil Simon Van Holen 2013 den Prix de Salon, eine Auszeichnung des Business-Netzwerkes des Royal Concertgebouw Orchestra, erhalten hat, welche die Karriere junger Orchestermusiker voranbringen soll. Kollegen aus dem Orchester haben auch an der Ein- spielung mitgewirkt – zu hören sind Sylvia Huang und Mirelys Morgan Verdecia, Violine, Frederik Boits und Martina Forni, Viola, Honorine Schaeffer, Violoncello und Pierre-Emmanuel de Maistre, Kontrabass.
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