Die Lautten Compagney Berlin wendet sich auf ihrer neuen CD dem Kantatenwerk Johann Sebastian Bachs zu. „So vielfältig wie die Anlässe und die damit verbundenen Texte, so vielfältig sind auch die Musik und ihre Formen“, schreibt Wolfgang Katschner, der Leiter des renommierten Barockensembles. „Diese Musik setzt weniger formale Zwänge, als ein Instrumentalkonzert oder eine Orchestersuite, weil sie von den zugrundeliegenden Texten bestimmt wird. Dadurch ist sie kommunikativ, kleinteilig und offen für Interpretation und Veränderung.“
Auf den Text verzichtet die Lautten Compagney in diesem Falle, und fügt die ausge- wählten Arien, Chöre und Rezitative unter jeweils einem Motto – natürlich ebenfalls aus einer Kantate – zu drei neuen Werken zusammen, deren Musik jeweils einem bestimmten Grundcharakter und einer Drama- turgie folgt. Für Bach without words hat Wolfgang Katschner die ausge- wählten Kantaten-Puzzleteile für Soloinstrumente und wechselnde Instrumentalbesetzung neu arrangiert. „Wir haben keine Note geändert“, so Katschner, „wohl aber Zusammenstellungen, Besetzungen und Ton- arten, so dass im Grunde neue, so noch nicht gehörte Werke entstehen.“
Das Verfahren hat auch Bach selbst genutzt; so hat er Vokalmusik mehrfach verwendet, indem er sie an einen neuen Text angepasst hat, und er hat auch Konzertsätze umgearbeitet. Insofern ist diese Form der Bearbeitung historisch legitimiert. Das Ensemble musiziert frisch und akzentuiert; es präsentiert Bachs Musik als ein facettenreiches Spiel mit barocken Klangfarben. Allerdings wird Bachs Musik, ohne den Text, erstaunlich beliebig. Man wundert sich, wie gefällig so manche Aria plötzlich klingt – bei aller Musizierlust, aber muss man Bach wirklich derart kaufhauskompatibel machen?
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