Dass man Brahms' Liebeslieder-Walzer nicht nur solistisch, sondern auch mit einem Chor aufführen kann, dürfte zum raschen Erfolg der 1869 bzw. 1874 komponierten Werke beigetragen haben – auch wenn der Komponist davon anfangs gar nicht begeistert gewesen sein soll. Es klingt wie ein Treppenwitz der Musikge- schichte, dass Brahms' Verleger diese Stücke zunächst überhaupt nicht als Vokalwerke veröffentlichen wollte, so dass sie dann nach einigen Ausein- andersetzungen als mit Gesang ad libitum erschienen sind. Eine Version für Klavier zu vier Händen ohne Singstimmen lieferte Brahms später übri- gens nach; sie weicht in vielen Details vom Original ab.
Am Klavier wirken bei dieser Aufnahme Markus Bellheim und Haruhi Sato. Jörg Straube hat mit dem Norddeutschen Figuralchor, einem semipro- fessionellen Kammerchor, die Liebeslieder-Walzer überwiegend chorisch, mitunter aber auch solistisch besetzt – was sich, zumal in der zweiten Serie mit den oft ein- und zweistimmigen Stücken, als ein echter Gewinn erweist. Kompliment an Ania Vegry, Sopran, Andreas Post, Tenor, und Guido Ruland, Bariton. Denn so leichtfüßig, wie die meisten dieser Lieder daherkommen, ist das mit einem Chor doch schwer umzusetzen. Selbst diese exzellente Sängerschar hat mit den flotten Tempi mitunter Probleme, die bei solistischer Besetzung eben nicht auftreten.
Die hohe Qualität des Vokalensembles zeigt sich aber in den ergänzenden A-cappella-Werken. Man höre nur das Abendständchen aus op. 42, oder aber die Fünf Gesänge op. 104. In diesen bis zu sechsstimmigen Liedern zeigt sich Brahms auf dem Höhepunkt seines Schaffens – und der Nord- deutsche Figuralchor kann sein ganzes Können aufbieten.
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