Pavel Josef Vejvanovský (?1633 bis 1693) ist immer wieder hörenswert – und diese Aufnahme, eingespielt von Gunar Letzbor mit seinem Ensemble Ars Antiqua Austria, ist rundum gelungen. Vejvanovský wirkte am Hof des kunstsinnigen Fürstbischofs Karl von Liechtenstein-Kastelkorn in Kremsier, heute Kromĕříž. Die Stadt, in Dreißigjährigen Krieg zerstört und nach seinem Regierungsantritt neu aufgebaut, gilt noch heute als „Athen Mährens“, und als schönste histori- sche Stadt Tschechiens obendrein. Das Schloss, das der Bischof errichten ließ, gehört mit seinen Gartenanlagen zum Unesco-Weltkulturerbe.
Die Gemäldegalerie, die Karl von Liechtenstein-Kastelkorn begründete, folgt im Rang gleich auf die Prager Nationalgalerie. Sein Orchester bestand im Jahre 1695 aus 38 Instrumentalisten – zum Vergleich: Die Wiener Hofkapelle konnte damals gerade einmal 23 Musiker aufbieten. Und die Musikaliensammlung des Bischofs umfasste mehr als tausend Bände; im Mittelpunkt dieser Kollektion steht die Instrumentalmusik.
Auch Vejvanovský hat dafür viele Seiten abgeschrieben, und zudem die Sammlung seines Dienstherrn durch zahlreiche eigene Kompositionen bereichert. Nach der Abreise von Heinrich Franz Ignaz Biber nach Salzburg im Jahre 1670 übernahm der Trompeter die Aufgaben des Kapellmeisters am Hof sowie an der Stiftskirche. Etwa hundert Werke, die er für die Hofkapelle und die Kirchenmusik geschaffen hat, sind im Archiv des Schlosses in Kremsier sowie in der Musikabteilung des Nationalmuse- ums in Prag überliefert. Gunar Letzbor hat sich mit Ars Antiqua Austria vor allem den Sonaten, Serenaden und Balletten Vejvanovskýs zugewandt. Dabei erlebt der Hörer so manche Überraschung, denn diese Musikstücke erinnern sowohl in ihrer Harmonik als auch in den Techniken des Kon- zertierens oftmals eher an die Musik der Renaissance. Man fühlt sich an die venezianische Mehrchörigkeit erinnert, doch sie wird nicht einfach kopiert, sondern auf eine ebenso eigenwillige wie reizvolle Weise mit lokalen Traditionen und musikalischen Trends verknüpft. Die CD enthält so manche Entdeckung – und die Musiker um Letzbor spielen einmal mehr brillant. Bravi! Unbedingt anhören.
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