Mit großer Neugier
und Offenheit hat Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767) anderen
Musikern zugehört – egal, ob diese „gelehrt“ oder eher
rustikal, bei Hofe oder aber auf dem Dorfplatz zum Tanz aufspielten.
Er selbst berichtet, während seiner Zeit in Sorau habe er „sowohl
daselbst, als in Krakau, die polnische und hanakische Musik, in ihrer
wahren barbarischen Schönheit“ kennenge- lernt. Der junge Telemann
zeigte
sich fasziniert: „Ein Aufmerckender könnte von ihnen, in 8.
Tagen, Gedancken für ein gantzes Leben er- schnappen.“
Was Telemann in Polen
„erschnappt“ hat, das präsentieren Olivier Fortin und sein
Ensemble Masques auf dieser CD: Das Concerto poloniosy TWV 43:G7 ist
in dieser Hinsicht sogar für die experimentierfreudige Barock- musik
ein Solitär. Zwar haben auch andere Komponisten seinerzeit Werke
geschrieben, die – stilisiert – Anklänge an andere Länder
bieten. Selbst Bach hat in seinen Werken hier und da ein Volkslied
zitiert. Doch Anlei- hen bei der Volksmusik in diesem Umfang finden
sich in der Musikge- schichte erst wieder bei Haydn und Beethoven.
Die CD startet
allerdings ganz konventionell mit der Ouverture – Suite in A-Dur
TWV 55:A1. In der Ouverture – Suite TWV 55:B5 Les Nations, die traditionell französisch beginnt, geht die Reise dann bis in die
Türkei. Vertreten sind auch die Moskowiter, mit einer sehr kuriosen
Melodie, sowie die Schweizer in Form von singenden und tanzenden
Sennern. Nach einem fröhlichen Zwischenstop in Portugal kommen dann
zum Schluss Les Boiteux und Les Coureurs in den Genuss der
Telemannschen Charak- terisierungskunst, die Lahmen und die Läufer,
was nach einer Fußreise entlang einer solchen Strecke durchaus
nachvollziehbar erscheint.
Ähnlich witzig ist
die Ouverture – Suite TWV 55:G10 Burlesque de Quixotte, in der man
den Helden bei einigen seiner Abenteuer erleben kann; so beim Kampf
mit den Windmühlen oder aber beim Galopp auf seiner Rosinante –
wirklich sehr komisch! – gefolgt von Sancho Pansa auf dem Esel. Die
Musiker um Olivier Fortin tragen diese Klänge zwar entsprechend
ausdrucksstark vor, aber immer nobel, nie karikierend. Mit dieser
Einspielung ist dem Ensemble Masques ein würdiger Auftakt zum
Telemann-Jahr 2017 gelungen – und man darf schon gespannt sein,
welche Entdeckungen aus dem überaus umfangreichen Oeuvre des
Kompo- nisten das Jubiläum noch mit sich bringt.
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