Repräsentative Orgelwerke Max Regers (1873 bis 1916) präsentiert Cor van Wageningen auf einer Reihe von CD bei Toccata Classics. Die fünfte und letzte dieser Veröffentlichungen gilt den Jahren 1913 bis 1916; der niederländische Organist sieht diesen letzten Lebensabschnitt Regers durch zwei Orgelwerke charakterisiert.
Das sind zum einen Phantasie und Fuge d-Moll op. 135b, „ein Orgelwerk größten Styls, aber nicht zu lang“, wie der Komponist seinerzeit schrieb. Es ist 1914 entstanden, und „Meister Richard Strauß in besonderer Verehrung“ gewidmet. Wer dieses Opus spielen will, der sollte nicht nur ein ausgesprochen versierter Organist sein. Er muss sich zudem mit der Frage herumschlagen, welche Fassung er spielen will: Im Nachlass des Dirigenten Fritz Busch, der mit Reger eng befreundet war, fand sich der Korrekturabzug mit etlichen kleinen Änderungen und vor allem auch recht umfangreichen Kürzungen, die Reger vor dem Druck festlegte.
Es wird spekuliert, der Komponist habe die Striche vorgenommen, weil dem Verleger Simrock das Werk noch immer zu lang gewesen sei – oder weil ihn sein Freund Karl Straube dazu gedrängt habe. Van Wageningen jeden- falls kann dieser Version nichts abgewinnen: „Het is dus raadselachtig waarom deze verslechteringen zijn doorgevoerd“, rätselt der Organist im Beiheft, nachdem er sich mit den Änderungen auseinandergesetzt hat. Und der Zuhörer wird eine ganze Weile rätseln, welche Version auf der CD erklingt, so er nicht Noten zum Mitlesen hat. Das Beiheft jedenfalls verrät es nicht.
Das zweite Werk, das van Wageningen ausgewählt hat, sind die Neun Stücke für Orgel op. 129. Reger schrieb sie 1913 im Sommerurlaub, in Kolberg an der Ostsee. Sie sind kurz, konzentriert und elegant – und, anders als Phantasie und Fuge d-Moll, vollkommen frei von Pathos. Präludium und Fuge h-Moll, am Ende der Neun Stücke für Orgel, sind eher klagend, schmerzerfüllt, resignierend.
Van Wageningen spielt an der monumentalen Walcker-Orgel der Grote of Martinikerk in Doesburg. Dieses Instrument mit pneumatischer Traktur und 75 Registern auf insgesamt vier Manualen und Pedal wurde von der Ludwigsburger Orgelbauanstalt als Opus 1855 ursprünglich für die Nieuwe Zuiderkerk zu Rotterdam angefertigt, und erklang dort von 1916 bis zur Schließung der Kirche 1968. Nachfolgend wurde das Instrument verkauft, und dann bis 1972 durch die Firma Jos. Vermeulen, Alkmaar, nach Doesburg umgesetzt. In jüngster Zeit hat Flentrop Orgelbouw, Zaandam, an dem zum Denkmal erklärten Instrument etliche Restaurierungsarbeiten vorgenommen. Damit ist diese Orgel das einzige erhaltene spätromanti- sche Werk von Oscar Walcker, das heute noch ahnen lässt, wie seine Monumentalorgeln einst geklungen haben, so der Orgelbauer Gerhard Walcker-Mayer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen