„Diese Stücke sind nicht für großes Bühnenlicht und darstellerisches Virtuosentum geschrieben“, schreibt Toyohiko Satoh über die Neuen Lauten-Früchte des Esaias Reusner (1636 bis 1679). In seinem ersten Lautenbuch, Delitiae Testudinis Oder Erfreuliche Lauten-Lust, veröffent- licht 1667, seien die Kompositionen wesentlich komplexer, repräsentati- ver. Warum Reusner dann bei seinen Neuen Lauten-Früchten, erschienen 1676, „mit einem Minimum an Noten bzw. Klängen nach einem Maximum von Ausdruck suchte“, wissen wir nicht.
Toyohiko Satoh verweist aber darauf, dass Reusner Zeitgenosse eines bedeutenden Haiku-Dichters war – Matsuo Bashō (1644 bis 1694) gehört zu den großen Meistern jener traditionellen japanischen Gedichte, die sich ebenfalls durch Knappheit und Prägnanz auszeichnen.
Reusner war der Sohn eines Lautenisten. Über seinen Lebensweg ist erstaunlich viel herauszufinden; er wirkte als Lautenist an verschiedenen Höfen, bevor er dann 1674 zum Kammerlautenisten des Brandenburger Kurfürsten Friedrich Wilhelm ernannt wurde. Möglicherweise sind diese kurzen und sehr klaren Stücke am Hofe des Großen Kurfürsten entstanden.
Wie bei allen seinen Aufnahmen, spiegelt Toyohiko Satoh auch hier die Ideen des Komponisten an der japanischen Kultur. Er begreift das Musi- zieren als eine Form der Meditation; der Lautenist spielt nicht, um zu beeindrucken, er spürt den Tönen nach und lässt sie in Ruhe wirken. Diese Gelassenheit und Abgeklärtheit bekommt der Musik von Esaias Reusner ganz ausgezeichnet – eine herausragende Aufnahme, die ich nicht nur Freunden der Lautenmusik empfehlen möchte.
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