Er schuf die Musik zu Die kleinen Strolche und zu sämtlichen Laurel-und-Hardy-Filmen: Leroy Shield (1893 bis 1962), eigentlich hieß er Leroy Bernard Shields, gab sein Debüt als Konzertpianist bereits im Alter von zwölf Jahren. Er begleitete unter anderem Éva Gauthier, von der Presse gefeiert als the high priestess of modern song, bei ihren frühen Konzertreisen in Amerika.
In den Jahren 1923 bis 1931 arbeitete er hauptsächlich als Arrangeur, Dirigent und Produzent für die Victor Talking Machine Company bzw. RCA Victor. Die Discography of American Historical Recordings nennt ihn als Leiter von 750 Aufnahmen, als Pianisten bei 393 Aufnahmen, Dirigenten von 488 Aufnahmen und Produzenten von 353 Aufnahmen. Die Hal Roach Studios betrat er sozusagen durch die Hintertür: Als Victor 1929 engagiert wurde, in den Hal Roach Studios das Sound Equipment zu installieren, kam Shield mit Lastwagen voller Kabel und Mikrophone. Bis 1938 kom- ponierte er dann obendrein Musik für mehr als 180 Filme; im Abspann genannt wurde er allerdings nur zwei Mal, und auch Noteneditionen seiner Filmmusiken gibt es nicht.
Zeit ist beim Film bekanntlich Geld; die Filmmusik wurde schon damals in der Regel durch ein Studio-Orchester eingespielt. Dabei wurde eher zügig als sorgfältig gearbeitet: Die Musik läuft nicht immer synchron zum Film, und die Tempi schwanken. Hal Roach war das egal. Der Unternehmer war mit seinen Kurzfilmen seinerzeit sehr erfolgreich; sein Studio wurde aus gutem Grund als Hollywoods Lachfabrik bezeichnet, denn das Komische war sein Metier. Die kleinen Strolche, die berühmten Komödien mit Stan Laurel und Oliver Hardy, und viele weitere, die heute nicht mehr so be- kannt sind, wurden in den Hal Roach Studios gedreht.
Alessandro Simonetto hat nun am Klavier einige der Filmmusiken einge- spielt, die Leroy Shield für Hal Roach geschrieben hat. Nur ganz selten existierten Klaviernoten. In einigen Filmen ist Shield sogar am Piano zu hören; Símonetto hat sich alles mit Sorgfalt angehört und aus den wenigen erhaltenen Orchesterpartituren, Skizzen und Leadsheets Klavierarrange- ments geschaffen. Einiges musste er sogar von den Originalaufnahmen transkribieren. An einer exakten Kopie der Filmmusik war der italienische Pianist allerdings nicht interessiert, wie er im Beiheft zu dieser CD erklärt: „I have to play pianistically“, so Simonetto, „the music can never be played exactly like brass and woodwinds do, nor would it make sense. There's no point in attempting another copy!“ Die Klavierstücke, die nun letztendlich auf dieser CD erklingen, sind ebenso virtuos wie ausdrucks- stark – nicht nur die Freunde von Laurel und Hardy werden ihr Vergnügen daran haben.
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