Die Silberflöte mit zylindrischer Bohrung, entwickelt von Theobald Böhm (1794 bis 1881), ist heute das Standardinstrument, das Flötisten weltweit nutzen. Doch bevor es soweit war, gab es eine lange Übergangszeit, in der Flöten in erstaunlich vielen verschiedenen Bauweisen gespielt worden sind.
Die alten Traversflöten – die aller- dings bereits Klappen hatten – wurden von führenden Flötisten der damaligen Zeit nur ungern aufge- geben. Sie schätzten die klanglichen Differenzierungsmöglichkeiten, die ihnen diese Instrumente boten. Für jeden Ton existierten zahlreiche unterschiedliche Griff-Versionen, die von den Virtuosen zur Nuancierung eingesetzt wurden. Anton Bernhard Fürstenau (11792 bis 1852), Erster Flötist der Dresdner Hofkapelle, schrieb 1833: „Die Töne der Böhm-Flöte sind schön gleichmäßig, die Arpeggios sind rein und der Ton spricht leicht und mit ungewöhlicher Stärke an. Aber eben diese Ausgeglichenheit zerstört den Charakter der Flöte.“ Er meinte damit die frühe Böhm-Flöte, eine konische Ringklappenflöte. Sie wurde in einzelnen Orchestern bis in die 30er Jahre gespielt, und dürfte somit die Flöte der Romantik sein.
Auch wenn sie heute wenig bekannt sind – aber in dieser Zeit entstanden Werke für die Flöte in ganz enormer Zahl. Eine Auswahl davon präsen- tieren Dorothea Seel und Christoph Hammer auf diesem Album – stilecht vorgetragen auf einer konischen Ringklappenflöte von Julius Max Bürger, angefertigt um 1890 nach Böhms Modell von 1832, und auf einem Ham- merklavier aus der Werkstatt von Johann Baptist Streicher, entstanden um 1870.
Er erklingen die Sonate Undine für Flöte und Klavier op. 167 von Carl Reinecke, die Variations sur une valse de Schubert op. 21 von Theobald Böhm, Introduktion, Thema und Variationen von Richard Strauss, die Rhapsodie für Flöte und Pianoforte op. 27 von Josef Rheinberger sowie die bekannte Fantasie pastorale hongroise op. 26 von Albert Franz Doppler. Nicht nur das Repertoire, auch der Klang bietet so manche Überraschung.
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