Mittwoch, 1. Februar 2017

The Complete Organ Works of Olivier Messiaen (Loft)

Das Orgelwerk von Olivier Eugène Prosper Messiaen (1908 bis 1992), jedenfalls soweit es veröffentlicht ist, hat Colin Andrews für Loft eingespielt. Die einzelnen Aufnahmen, die über mehrere Jahre hinweg erschienen sind, hat das Label nun mit einer – leider wenig praktischen, da unten offenen – Banderole zu einer Gesamtaufnahme zusammengefasst. 
Messiaen war der Sohn eines Englisch- lehrers, der viele Jahre seines Lebens damit verbrachte, Shakespeare zu übersetzen, und einer Dichterin. So wuchs er „in einem Klima von Poesie und Märchen“ auf, wie er später berichtete. Literatur blieb für den Komponisten eine bedeutende Inspirationsquelle; die meisten Texte zu seinen Vokal- werken schrieb er selbst, und auch seiner Instrumentalmusik gab er gern ein Gedicht als Geleitwort mit. 
Eine weitere wichtige Quelle seines Schaffens war der katholische Glauben. 1931 wurde Messiaen Organist an der Kirche La Trinité in Paris, und er hatte dieses Amt mehr als 60 Jahre lang inne. Die Gemeinde freilich hatte wohl einige Probleme mit der Musik ihres Organisten, der für seine Improvisationen und Meditationen eine ebenso moderne wie individuelle Klangwelt kreierte, und seiner Frömmigkeit gelegentlich auch etwas entrückt Ausdruck verlieh. Dabei verwendete Messiaen beispielsweise Techniken der seriellen Musik, und er studierte Gregorianik ebenso wie Hindu-Klänge. Er beschäftigte sich mit Zahlenmystik – und mit dem Vogelgesang, der auch immer wieder durch seine Klaviermusik zwitschert. 
Von 1941 bis 1978 lehrte Messiaen zudem am Conservatoire in Paris; in seinem Unterricht haben Generationen von Komponisten ihren Weg gefunden.Die Musik aber von Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen oder Yannis Xenakis unterscheidet sich deutlich von dem, was ihr Lehrer erschaffen hat. Die Werke von Messiaen haben einen typischen Klang, ganz eigene Strukturen, unverwechselbar. 
Colin Andrews spielt sie an zwei Orgeln der Firma C.B. Fisk aus Massa- chusetts: Opus 126, in der St. Paul's Episcopal Church Greenville/North Carolina, wurde 2005 fertiggestellt. Es handelt sich dabei um ein Instrument in der Tradition von Aristide Cavaillé-Coll, am Spätwerk des französischen Orgelbauers orientiert. Die Orgel wird vor allem zur Ausbildung von Organisten genutzt. 
Dazu dient auch Opus 135; diese Orgel befindet sich in Auer Hall, einem großen Konzertsaal der Indiana University, Bloomington/Indiana, und wurde im April 2010 eingeweiht. Für die Orgelbauer war dieses Projekt eine besondere Herausforderung, da das Unternehmen ein halbfertiges Instrument zu Ende bauen sollte. Die Jacobs School of Music wünschte sich eine Orgel, die sich an französischen Vorbildern aus dem 19. Jahr- hundert orientiert, aber flexibel genug ist, dass sich auch andere Orgel- literatur daran spielen lässt. 
Besonders dieses Instrument ist Colin Andrews bestens vertraut. Denn der Organist lehrt derzeit als Orgel-Professor an der Indiana University. Andrews stammt aus Bristol; er studierte an der renommierten Royal Academy of Music in London sowie in Genf bei Lionel Rogg, und gewann wichtige Wettbewerbe. Er ist als Konzertorganist weltweit sehr gefragt. Die Orgelwerke Messiaens interpretiert er sehr ausgewogen, und sehr auf Klangflächen orientiert. Neben all die berühmten Kompositionen – vom Livre d'Orgue bis zu den Méditations sur le mystère de la Sainte Trinité und vom Livre du Saint Sacrement bis zur L'Ascension hat er die Hommage à Messiaen von Lionel Rogg geschmuggelt. Sie erklingt vor La Nativité du Seigneur – eine charmante Verneigung vor seinem einstigen Lehrer. 

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