Das Psalterium ist ein Musikinstru- ment mit einer langen Geschichte. Seinen Ursprung hatte es wohl im Orient; es gilt als Urform von Zither, Hackbrett, Harfe und auch diversen Tasteninstrumenten, soweit sie mit Saiten ausgestattet sind. Das Psalter besteht aus einem Resonanzkörper, über den Saiten gespannt sind. Anfänglich wurden sie mit den Fingern oder einem Plektrum gezupft, später, so beim Hackbrett oder beim Clavichord, auch mit Hämmerchen angeschlagen. Eine weitere Version, das Streichpsalter, wird mit einem Bogen gestrichen.
Das Salterio war noch im 18. Jahrhundert eines der bevorzugten Instru- mente des italienischen Adels. Selbst Antonio Vivaldi komponierte für das Salterio; auch Leonardo Vinci, Giovanni Paisiello und viele andere schrieben Musik für das Instrument. Niccolò Jommelli schuf sogar eine Sinfonia di salterio con violini a basso.
Und mit den adeligen Damen hielt das Salterio Einzug auch in den Klöstern. Zwar untersagte Papst Benedikt XIV. im Jahr 1749 allzu profane Klänge im kirchlichen Raum. Aber wie man in der Kirchenmusik am Wiener Hof nicht auf Pauken und Trompeten verzichten mochte, so blieb das Salterio bei den Nonnen ein geschätztes Instrument.
Franziska Fleischanderl stellt auf dieser CD mit ihrem Ensemble Il Dolce Conforto und der Sängerin Miriam Feuersinger eine Auswahl an Musik- stücken aus dem Benediktinerinnenkloster San Lorenzo in San Severo vor. Die Nonnen haben insbesondere in der Karwoche beeindruckende Kompositionen für Sopran, Salterio und Orgel in ihre Andachten mit einbezogen. Als Beispiele erklingen die Lezzione Seconda von Domenico Merola, eine Lamentazione Seconda per il Giovedi Santo la Sera aus dem Jahre 1781, deren Urheber nicht bekannt ist, und die Lezzione Terza del Venerdi Santo von Gennaro Manna sowie ein Atto di dolore nach einem Gebet von Pietro Metastasio, komponiert möglicherweise von Salvatore Fighera.
Gesungen wurden diese Stücke einst wahrscheinlich von einem Kastraten, das jedenfalls legt eine Widmung nahe, die sich im Manuskript fand. Es ist virtuose Musik, die mit ihren großen Spannungsbögen von Miriam Feuer- singer berückend vorgetragen wird. Franziska Fleischanderl musiziert auf einem originalen Salterio, das 1725 in Rom von Michele Barbi gebaut worden ist. Sie erkundet die Spieltechniken, die damals üblich gewesen sind – was sowohl das Zupfen als auch das Anschlagen der Saiten einschließt. Es ist ihr zu danken, dass sie mit ihrem Engagement ein vergessenes Instrument wieder zurück in das Musikleben bringen möchte. Es lohnt sich durchaus; klangschön jedenfalls ist das Salterio. Unterstützt wird sie dabei durch Jonathan Pesek, Violoncello, und Deniel Perer, Truhenorgel.
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