Montag, 19. Juni 2017

Clamer: Mensa Harmonica (Christophorus)

Andreas Christoph Clamer (1633 bis 1701) wirkte als Zeitgenosse von Heinrich Ignaz Franz Biber und Georg Muffat in Salzburg. Er war der Sohn des Salzburger Domorganisten und Hofkapellmeisters Gaudenz Clamer, und erhielt seine musika- lische Ausbildung wahrscheinlich am Kapellhaus. 
Clamer studierte Theologie und ent- schied sich für die geistliche Lauf- bahn. Er wirkte als Zeremonien- meister des Salzburger Domkapitels sowie als Instruktor der Chorknaben; 1682 wurde Clamer schließlich zum Regens Chori, zum Chorleiter, ernannt. 
Dennoch ist von ihm nur weltliche Musik überliefert; 1682 wurden bei dem Salzburger Verleger Johann Baptist Mayr sieben Partiten Clamers gedruckt – Mensa harmonica XLII Rarioribus Sonatis. Entstanden sind diese Werke für ein großes Fest: Im Oktober 1682 wurde das 1100. Jubiläum des Erzstiftes Salzburg prachtvoll gefeiert. Bei diesem Anlass ist wohl auch diese Tafelmusik vor erlesenem Publikum erklungen. 
Zur Unterhaltung des Fürst-Erzbischofs Maximilian Gandolph Graf zu Küenburg und seiner Gäste trugen auch Clamers berühmte Kollegen bei; beim Hofdrucker Mayr wurden in diesem Zusammenhang zwei weitere Sammlungen veröffentlicht, die heute als Klassiker der Barockmusik gelten – Bibers Mensa Sonora und Muffats Armonia tributo. Clamers Musik klingt mitunter nach Biber, aber schon in der Besetzung geht er mit zwei Violinen, Bassgambe und Violone eigene Wege. Generell sind seine Werke, auch wenn es sich formell um Tanzsätze handelt, keinesfalls leichte Kost. Das Ensemble Dolce Risonanza macht mit seiner Einspielung aber deut- lich, dass Clamer durchaus erlesene Zutaten verwendet und sie gekonnt, mitunter sogar kühn gewürzt und angerichtet hat. 
„Als Grundlage für unsere Aufnahme haben wir eine korrigierte Neuaus- gabe der Mensa Harmonica aus den unikalen Stimmbüchern der Pariser Bibliothèque National de France erstellt“, berichten Florian Wieninger, Gunda Hagmüller und Anton Holzapfel im Beiheft zu dieser CD. „Die Notenblätter der Partita VII. sind teilweise zerstört, wir haben von einer Rekonstruktion dieses Fragments Abstand genommen. Um beide Besetzungsvarianten zu demonstrieren, erklingen die Partiten IV. und V. mit einem süddeutschen Cembalo, die anderen Partiten gänzlich ohne Generalbassinstrument.“ 
Clamer lässt häufig Tanzsätze, die eigentlich ein schnelles Tempo erwarten ließen, eher gravitätisch ausführen. Dass eine Suite nicht unbedingt immer heiter gestaltet sein muss, zeigt beispielsweise die Partita I. Hier notierte der Komponist für das erste Lamento die Anweisung Adagio quanto si può„Spiele, so langsam du kannst.“ Das Ensemble Dolce Risonanza hat die ausdrucksstarken Werke mit Sorgfalt erkundet, und bringt Clamers Ideen- reichtum bestens zur Geltung. Sehr hörenswert! 

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