Compositeur de la musique italienne, Kammerorganist, Opernlieferant und geheimer Korrespondent, Kirchen- komponist und schließlich Vize- kapellmeister – Giovanni Alberto Ristori (1692/93 bis 1753) fand am Dresdner Hof seine Lebensstellung. Der Musiker war in Venedig bereits für seine Oper Orlando gefeiert worden, als er 1715 mit der italieni- schen Schauspieltruppe seines Vaters nach Sachsen ging.
Auch in Dresden war er als Komponist mit seinen Opern hochwillkommen. Besonders wichtig aber wurde er für den Hof als Musiklehrer der sächsischen Prinzessinnen. Nachdem Maria Amalia 1738, gerade einmal 13 Jahre alt, mit Karl, dem König von Neapel und beider Sizilien, verheiratet wurde, wurde auch Ristori nach Italien gesandt. Er glänzte dort mit seinen Opern, erteilte gelegentlich Unterricht – und berichtete dem Dresdner Hof, wie seine Schülerin ihre neue Rolle als Königin und Ehefrau bewältigte.
Als Ristori 1740 nach Dresden zurückgerufen wurde, brachte er aus Neapel auch die neueste Musik mit. Sie erklang nun im Gottesdienst an der katholischen Hofkirche. Sein üppiges Gehalt und die Ernennung zum Vizekapellmeister unter Johann Adolf Hasse im Jahre 1750 konnte Ristori aber nicht mehr lange genießen.
Nach dem Tode des Musikers erwarb der Hof seine Notenmanuskripte. Im Druck erschienen ist kein einziges seiner Stücke; neue Komponisten schrieben für den Hof neue Werke, und bald war Ristori vergessen. Um die Jahrhundertwende würdigten einige Musikhistoriker sein Wirken, doch viele der Archivalien, die ihnen noch zur Verfügung standen, gingen im Zweiten Weltkrieg verloren.
Das Ensemble Diderot hat sich dennoch auf die Spurensuche eingelassen – und aus den verbliebenen Dresdner Notenbeständen drei Solo-Kantaten und ein brillantes Oboenkonzert herausgesucht. Die Libretti der Kantaten schrieb Maria Antonia, eine Tochter Kaiser Karls VII., die 1747 den sächsischen Kurprinzen Friedrich Christian geheiratet hatte. Diese junge Dame aber war nicht nur in der Dichtkunst höchst versiert; sie scheint auch eine exzellente Sängerin, Lautenistin und Cembalistin gewesen zu sein.
Ihre Kantaten sind Monologe berühmter Heldinnen: Lavinia muss ihrem Geliebten erklären, warum sie gleich einen anderen heiraten wird. Dido, von Aeneas verlassen, geht in den Tod. Und Nice beklagt sich bitter den wankelmütigen Amor – und über die Trennung von ihrem Tirsis. Ristori hat die Leidenschaft dieser Frauen in entsprechend dramatische Musik umgesetzt. Es ist belegt, dass die Kurprinzessin selbst diese Kantaten gesungen hat – in dieser Aufnahme übernimmt die argentinische Sopranistin María Savastano den durchaus anspruchsvollen Part. Die mehrfach preisgekrönte Sängerin wird begleitet vom Ensemble Diderot unter Leitung seines Konzertmeisters Johannes Pramsohler.
Komplettiert wird diese CD durch die Weltersteinspielung eines Oboenkonzertes, das Ristori für den Oboenvirtuosen Antonio Besozzi geschrieben hat. Dieses grazile Solo, voll Anmut und Charme, spielt Jon Olaberria; und sobald eine Notenedition verfügbar ist, werden dieses hinreißende Konzert wohl auch andere Ensembles nachspielen.
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