Donnerstag, 3. August 2017

Telemann: 12 Fantasien für Violine solo (Es-Dur)

Die 12 Fantasien für Violine solo von Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767) interpretiert Thomas Pietsch auf der Barockvioline. Die Einspie- lung ist jüngst bei dem Hamburger Label Es-Dur erschienen. Alltägliches Repertoire ist das nicht. 
Telemann hat Fantasien für einige Instrumente veröffentlicht: für Cembalo, Traversflöte, Viola da gamba und Violine. Typisch für diese Werke ist ihre scheinbare Freiheit von formalen Beschränkungen. Wer sie aber spielen will, der darf sie keineswegs unterschätzen. So werden die 12 Fantasien für Violine solo noch heute gerne als „Vorstufen“ zu den Solowerken Bachs betrachtet, die man quasi als Vorübung durcharbeiten solle – ein kurioser Irrtum, gleichsam als Echo der jahrzehntelangen Geringschätzung des Komponisten Telemann. Das ist, als käme jemand auf die Idee, etwa Beethovens Violinsonaten als Wegweiser zu Mozarts Werken zu betrachten. 
Thomas Pietsch, dem barocken Repertoire seit vielen Jahren zugewandt, sieht den Schlüssel zu Telemanns Fantasien in der barocken Rhetorik und Poetik: „Nur in Kenntnis dieser Umstände werden die Fantasien lesbar und letztlich auch spielbar“, mahnt der Geiger. „Diese Musik ist aus der Geste, aus der Figur, aus der Andeutung geboren und entzieht sich dadurch einer aus Etüden erlernten Handhabung von Bogen und Geige.“ 
Mit antrainierter Virtuosität allein sind diese charmanten, aber dennoch anspruchsvollen Werke nicht zu bewältigen. Pietsch hat offenbar viel Arbeit investiert, um „seinem“ Telemann gerecht zu werden: „Seine galante Schreibweise leuchtet in die Fantasien durch ihre leichte, schmeichelnde, pointenreiche und witzige Art hinein“, resümiert der Musiker. Eleganz, Leichtigkeit und Esprit prägen daher auch das Spiel von Thomas Pietsch. Ein würdiges Gedenken zum Jubiläumsjahr. 

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