Die Confessio Augustana ist wohl das wichtigste Dokument, das auf dem Reichstag in Augsburg 1530 unter- zeichnet wurde. Darin beschrieben die lutherischen Reichsstände die Grundsätze ihres Glaubens. Diese Schrift, die weitgehend aus der Feder von Philipp Melanchthon stammt und vor allem auch die Gemeinsam- keiten mit der katholischen Kirche betont, gehört noch heute zum Inventar der lutherischen Kirchen.
Der 200. Jahrestag der Augsburger Konfession, jenes „unerschrockenen Bekenntnisses der lautern Evangelischen Lehre“, so Georg Philipp Telemann, wurde auch in Hamburg aufwendig gefeiert. Im Festgottesdienst erklangen gleich zwei Kantaten, die Telemann als Musikdirektor der Hansestadt eigens für diesen Anlass komponiert hatte.
Die pragmatischen Hamburger feierten lediglich einen Tag, nämlich am 25. Juni, praktischerweise ohnehin ein Sonntag. Infolgedessen wurde in allen Kirchen gleichzeitig musiziert – was bedeutete, dass Telemann natürlich zuvor auch die Proben für die Festgottesdienste in allen fünf Hauptkirchen zu leiten hatte, und dann gar nicht allen Aufführungen selbst beiwohnen konnte.
Er selbst schreibt von mehr als hundert Personen in den Proben – was uns heute einen interessanten Einblick in das Musikleben jener Zeit gibt; denn die Kantaten gelten als „groß besetzt“. Und man muss bedenken, dass sich die hundert Mitwirkenden ja noch auf fünf Kirchen verteilten. Überliefert sind leider nur die „Poesien zur Music, welche daselbst am Großen Jubel-Feste (..) musicalisch aufgeführet“, denn Telemann ließ sie drucken. Die Festkantaten selbst gelten als verschollen.
Zwei kleinere Werke, die in St. Katharinen erklungen sind, veröffentlichte der Musiker: Die Solokantaten Sey tausendmahl willkommen ( TVWV 13: 9a) und Du bleibest dennoch unser Gott (TVWV 13: 9b) hat das Ensemble Concerto Melante, geleitet von Konzertmeister Raimar Orlovsky, nun bei dem Label Deutsche Harmonia Mundi in Weltersteinspielung vorgestellt. Dass es bei Telemann noch viel zu entdecken gibt, beweisen die Musiker auch mit drei hinreißenden Instrumentalstücken in ihrem Programm: Zu hören sind, ebenfalls in Weltersteinspielungen, die zwei Triosonaten TWV 42:e7 und 42:e8, beide zu finden in den Notenbeständen des Darmstädter Hofkapellmeisters Christoph Graupner, und das Quartett TWV 43:G13.
Gleich fünfmal zu hören ist auf der CD Luthers Choral Ein feste Burg ist unser Gott – vierfach in musikalischen Bearbeitungen von Johann Walther, sowie in Form einer vierstimmigen Motette, die Telemann für die akademische Feier des Hamburger Johanneums zum „Jubel-Fest“ 1730 geschrieben hat. Es singen Robin Johannsen, Sopran, Alexander Seidel, Altus, Holger Marks, Tenor, und Wolf Matthias Friedrich, Bass.
Concerto Melante – wer gern mit Buchstaben spielt, der sieht auf den ersten Blick, dass der Name des Ensembles aus dem des Komponisten hervorgegangen ist (wobei aber leider ein „n“ verloren ging) – leistet mit diesem Album einen Beitrag sowohl zum Telemann-Jubiläum als auch zum Reformationsjahr. Telemann, der nicht nur ein exzellenter Musiker und Komponist, sondern auch ein cleverer Geschäftsmann war, hätte das mit Sicherheit gefallen.
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