Heinrich Scheidemann (1596 bis 1663) war ein Schüler von Jan Pieterszoon Sweelinck. Begonnen hatte er seine musikalische Ausbildung aber bei seinem Vater David Scheidemann, der ab 1604 als Organist an St. Katharinen in Hamburg wirkte. Der junge Heinrich muss sehr begabt und auch fleißig gewesen sein; die Hamburger Stadtväter jedenfalls waren von seinen Fähigkeiten so angetan, dass sie ihm das Studium in Amsterdam bezahlten. Nach drei Jahren kehrte er in die Heimat zurück. Dort vertrat er seinen Vater, wenn es nötig war, und wurde schließlich dessen Amtsnachfolger.
Wie alle Organisten jener Zeit, so hat auch Scheidemann den größten Teil der Musik, die er in den Gottesdiensten spielte, improvisiert. Wenn einige ihrer Werke überliefert sind, so verdanken wir das oftmals den Schülern jener Musiker, denen der Meister zu Unterrichtszwecken etwas notierte, oder die sich selbst etwas aufschrieben, um daran zu üben und zu lernen.
So sind auch von Heinrich Scheidemann nicht sehr viele Werke erhalten geblieben; und trotz seiner großen Bedeutung für die Norddeutsche Orgelschule ist seine Musik eher selten zu hören. Mit dieser Aufnahme würdigen virtuose Zinkenist William Dongois und sein Ensemble Le Concert Brisé das Schaffen des Organisten.
Indem die Musiker Scheidemanns Werke für Violine, Flöte, Zink und Orgel bearbeiten – wozu, wie Dongois im Beiheft erklärt, nichts oder so gut wie nichts am Original geändert werden musste – folgen sie dem Gestus der Improvisation. Damit kommen sie dem Wesen dieser Musik möglicherweise näher als so mancher Organist, der sie notengetreu wiedergibt. Le Concert Brisé zeigt uns Scheidemann als einen Meister, der nicht nur im Gottesdienst lebendig und farbenreich gespielt hat. Auch so manchen munteren Tanz gibt es zu entdecken. Sehr gelungen!
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