Als Francesco Cavalli (1602 bis 1676) einst spürte, dass sein Lebensende naht, ordnete er seine Angelegen- heiten. Er ging dabei so weit, dass er in seinem Testament präzise Anwei- sungen für seine Beisetzungsfeier- lichkeiten gab, und sein eigenes Requiem komponierte.
Cavalli war ein Musiker von europäi- schem Rang. Als Mitte des 17. Jahr- hunderts die Oper in Venedig in hoher Blüte stand, gehörte Cavalli zu den erfolgreichsten Opernkomponi- sten – 30 Werke dieser noch jungen Gattung sind von ihm überliefert. Doch auch der Kirchenmusik widmete sich Cavalli mit großer Ernsthaftig- keit. Mit 14 Jahren war er als Sänger in den Chor des Markusdomes aufgenommen worden und begann dort unter Kapellmeister Claudio Monteverdi und dem maestro del canto Alessandro Grandi seine musikalische Laufbahn. In späteren Jahren wirkte er dort auch als Organist und ab 1668 als maestro di capella.
Für sein achtstimmiges Requiem wünschte er sich eine große Besetzung. Neben dem kompletten Sängerensemble sollten auch zwei Violinen, vier Violen, zwei Zinken, zwei Theorben, Posaunen, Dulzian, Violone und drei Orgeln mitwirken. So üppig besetzt ist diese Einspielung mit dem Ensemble Polyharmonique nicht. Alexander Schneider, der Leiter dieses Solistenverbundes, hat sich für acht Sänger und Basso continuo entschieden; zu hören sind hier Juliane Laake, Bassgambe, Maximilian Ehrhardt, Arpa doppia, und Klaus Eichhorn, Orgelpositiv.
Diese Minimalbesetzung unterstützt allerdings die Aussage des Werkes in staunenswerter Weise. Denn anders als seine Opern schrieb Cavalli diese Totenmesse weniger für ein Publikum als vielmehr für die Ewigkeit. Sie ist ein Juwel musikalischen Gestaltungsvermögens und zeugt sowohl von der Gelehrsamkeit des Komponisten als auch von seiner Innovationskraft – die Cavalli freilich aus der Tradition schöpft, auf die er sich auch immer wieder bezieht.
Dennoch fühlt man sich immer wieder an Mozarts Requiem erinnert, auch wenn Cavallis Werk so gar nicht dramatisch ist. Hier wird nicht mit dem Tode gerungen, und vor der Hölle gezittert, hier erscheint der Tod eher als das letzte Hindernis vor der ewigen Seligkeit. Und so ist denn diese Musik von geradezu überirdischer Schönheit, und voller Trost. Den Gesangs- solisten und Musikern gelingt es wunderbar, diese Botschaft zu vermitteln. Ergänzt wird die Totenmesse durch Motetten von Alessandro Grandi.
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