Die Leipziger Thomaskirche ist ein Pilgerort der Musikgeschichte; im Laufe der Jahrhunderte waren dort viele berühmte Musiker tätig. Und an der Orgel hat dort nicht nur Johann Sebastian Bach musiziert, sondern auch beispielsweise Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Orgel freilich, die sie gespielt haben, existiert heute nicht mehr.
Auf dem westlichen Chor befindet sich heute ein Instrument von Wilhelm Sauer, errichtet in den Jahre 1885 bis 1889. Diese romantische Orgel hatte ursprünglich 63 Register, und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts nach Vorschlägen von Karl Straube auf 88 Register erweitert. Im Jahre 2005 wurde sie durch die Orgelwerkstatt Christian Scheffler restauriert, und sie ist heute wieder auf dem Stand, den sie bei ihrem Umbau 1908 erhalten hatte.
Im Jahre 2000 jährte sich Bachs Todestag zum zweihundertfünzigsten Male. Aus diesem Anlass wurde auf der Nordempore die Bach-Orgel installiert. Sie stammt aus der Werkstatt des Marburger Orgelbauers Gerald Woehl, hat 61 Register, verteilt auf vier Manuale und Pedal, und orientiert sich klanglich an mitteldeutschen barocken Vorbildern. Ihre Temperatur ist ungleichstufig nach Neidhardt, und der Stimmton liegt bei 465 Hz, zu Bachs Zeiten der übliche Stimmton von Leipziger Orgeln. Mit einem speziellen Hebel, der Kammerkoppel, kann die Stimmung von diesem sogenannten Chorton auf den tiefen Kammerton (415 Hz) gewechselt werden, was das Zusammenspiel mit Barockinstrumenten ermöglicht.
Auf diesem Album stellt Ullrich Böhme, der amtierende Thomasorganist, mit speziell ausgewähltem Repertoire diese beiden Orgeln vor: Die Bach-Orgel erklingt mit Werken von Dieterich Buxtehude (1637 bis 1707), Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) und dem Bach-Schüler Johann Ludwig Krebs (1713 bis 1780). Die Sauer-Orgel ist mit dem Fest-Hymnus C-Dur op. 20 von Carl Piutti (1846 bis 1902), Thomasorganist von 1880 bis zu seinem Tode, zu hören. An ihr spielt Böhme zudem die Sonate c-Moll op. 65.2 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847), und die Suite Gothique op. 25 von Léon Boëllmann (1862 bis 1897).
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