Vor langer, langer Zeit, als Improvi- sation und üppiges Verzieren von Melodielinien für Musiker noch Selbstverständlichkeiten waren, gab es Lehrwerke, um den allzu freien Gebrauch solcher Künste wiederum einzudämmen. Ihre Autoren zeigten an Beispielen, was schicklich und angemessen ist – für Musizierende und Musikwissenschaftler heute sind diese Traktate ergiebige Fundgruben, wie auch diese CD beweist.
Die Gambistin Juliane Laake hat mit ihrem Ensemble Art d'Echo, konkret mit Maximilian Ehrhardt, Barock- harfe, und Johanna Oelmüller Rasch, Barockcello, aus dem Anschauungs- material derartiger Lehrwerke ein anspruchsvolles Programm zusammen- gestellt. So zählt die Musik, die Diego Ortiz Toledona (um 1510 bis 1570), Kapellmeister am Hofe des Vizekönigs zu Neapel, in seinem „Trattado de glosas“ vorstellt, heute zu den frühesten Werken für Sologambe überhaupt.
Auch Girolamo Dalla Casa (um 1550 bis 1601) veröffentlichte ein Lehrwerk über die Ornamentierung; 1584 erschien in Venedig sein „Il vero modo di diminuir con le tutte le sorte di stromenti“. Und 1592 folgte, ebenfalls in Venedig, „Passagi per potersi essecitare“ von dem Streichervirtuosen Riccardo Rognoni (vor 1550 bis 1620).
Außerdem erklingen Werke von Bernardo Pasquini, Andrea Falconieri, Girolamo Frescobaldi, Cipriano de Rore, Giovanni Trabaci, Giovanni Bassano und Adam Jarzebsky. Somit gibt die neue CD von Juliane Laake einen höchst interessanten Überblick über italienische virtuose Gambenmusik aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Nach einer wundervollen Einspielung mit Gambenklängen aus Brandenburg-Preußen, aus der Zeit des Großen Kurfürsten (der selbst Gambe spielte), ist dies bereits ihre zweite Aufnahme beim Label Querstand.
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