Eine Sinfonie von Carl Friedrich Abel (1723 bis 1787) wurde lange für ein Werk von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791) gehalten. Der Achtjährige hatte sie 1764 bei seinem Aufenthalt in London eigenhändig kopiert, um sich zu üben und daran zu lernen. Insbesondere der Mittelsatz dieser Sinfonie scheint das Wunderkind tief beeindruckt zu haben.
Michael Schneider spürt mit seinem Ensemble La Stagione Frankfurt solch musikalischen Verwandt- schaften nach. Die Auseinander- setzung mit dem Schaffen Abels führt in ein interessantes Kapitel der Musikgeschichte: Ursprünglich waren Sinfonien Vorspiele, Ouvertüren, die die Aufmerksamkeit des Publikums erwecken und auf ein nachfol- gendes, gewichtiges Werk lenken sollten. Zum Ende des 18. Jahrhunderts aber wurde die Sinfonie zu einem selbständigen und höchst bedeutenden Genre; bereits in der Wiener Klassik erlebte sie in der erneuerten Form eine erste Blütezeit.
Die vorliegende Aufnahme mit den sechs Sinfonien op. VII führt uns zu den Anfängen dieser Entwicklung: „Was Abels Sinfonien so unver- wechselbar macht unter denen seiner Zeitgenossen, sind also nicht deren Kopfsätze in (später so genannter) Sonatenform, auch nicht seine Finalsätze, die ausnahmslos und meist in Rondoform geradezu volkstümliche Tänze wie schnelle Kontretänze oder Menuette darstellen: es sind vielmehr seine langsamen Mittelsätze, die – zumeist als Andante bezeichnet und häufig in ,sempre piano'-Dynamik – eine neue und durchaus eigene Musiksprache sprechen“, schreibt Michael Schneider im Beiheft zu dieser CD. „Und von diesen sind es auch nicht in erster Linie jene galanten oder empfindsamen Beispiele wie die aus den Sinfonien G-Dur oder C-Dur , sondern die geradezu ,hymnischen' liedartigen Sätze für Streicher alleine wie die aus den in Sinfonien B-Dur und F-Dur.“
Die Musiker von La Stagione Frankfurt verstehen ihr Metier, und sie präsentieren Abels Sinfonien hinreißend. Dabei betont Schneider besonders die Tatsache, dass diese Werke kontinentale und englische Traditionen verbinden. Falls sich aber nun jemand für Musikgeschichte nicht interessiert – man kann diese Einspielung auch einfach so genießen. Es lohnt sich!
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