Leopold Godowsky (1870
bis 1938) war selbst zu Lebzeiten, wo es an brillanten Pianisten
wahrlich nicht mangelte, ein Solitär.
Sein außergewöhnlicher
Lebensweg – über den in diesem Blog bereits an anderer Stelle
ausführlich berichtet wurde – und seine Neigung dazu, technisch
durchaus anspruchsvolle Klaviermusik anderer Komponisten so zu
bearbeiten, dass sie geradezu irrwitzig schwierig wird, sind
einzigartig.
Ein gutes Beispiel
dafür sind Godowskys Studien über die Etüden op. 10 von Frédéric
Chopin. Diese Kompositionen, bescheiden getarnt als Fingerübungen,
spielen mit Chopins Originalen. Es ist eine Musik, die ganz sicher
von Chopin inspiriert ist, aber die Etüden letztendlich doch sehr frei
weiterspinnt – und sie nebenher großzügig mit
Höchstschwierig- keiten spickt. Godowskys Studien stellen höchste
Anforderungen sowohl an die technischen Fertigkeiten als auch an die
Ausdrucksfähigkeit eines Pianisten.
Emanuele Delucchi,
Jahrgang 1987, hat diese halsbrecherisch komplexen
Klavierwerke innerhalb von zwei Tagen im Studio eingespielt. Auf dieser CD präsentiert der vielfach
preisgekrönte junge Musiker den Zyklus umfassend, und das bedeutet
in diesem Falle inklusive sämtlicher Alternativ-Fassungen. Von
einzelnen Etüden gibt es bis zu sieben Bearbeitungen, darunter auch
zahlreiche Transkriptionen für die linke Hand, die zum kniffligsten
Repertoire für Klavier überhaupt zählen. Es gibt nicht viele
Instrumentalisten, die sich an dieses Repertoire überhaupt
heranwagen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen