Dienstag, 27. Februar 2018

Platti: Concerti per il Cembalo obligato (Arcana)

In seinem hochinteressanten Ein- führungstext zu dieser CD, nachzu- lesen im Beiheft, nennt Alberto Iesué den Komponisten Giovanni Benedetto Platti (1697 bis 1763) „Padre della sonata classica tra Vivaldi e Mozart“. Die Aufnahme macht hörbar, dass der renommierte Musikwissenschaftler, der sich seit 1974 mit dem Leben und Werk Plattis beschäftigt, keinesfalls übertreibt. 
Zu hören sind drei der insgesamt neun Concerti a cembalo obligato Plattis, die mittlerweile entdeckt worden sind. Die Handschriften dazu befinden sich in der Staatsbibliothek zu Berlin. Ergänzt wird das Programm durch eine Oboensonate sowie eine Sonate für Cembalo solo aus den Beständen der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. 
Über Plattis Lebensweg in seinen frühen Jahren ist wenig bekannt. Wir wissen lediglich, dass er in Venedig ausgebildet wurde. Außerdem soll er, bevor er nach Würzburg ging, wo am fürstbischöflichen Hof als Musiker wirkte, einige Zeit in Siena verbracht haben. Dort, am Hofe der kunstsinnigen Violante Beatrix von Bayern, soll er eines der ersten Fortepianos des Florenzer Instrumentenbauers Bartolomeo Christofori kennengelernt haben. 
Für dieses Instrument komponierte er dann auch. Und deshalb verwendet Luca Guglielmi für seine Einspielung ebenfalls eine Kopie des „Gravicembalo col piano e forte“ von Cristofori. Doch selbst wenn er auf einem normalen Cembalo musiziert hätte, würde dem Hörer auffallen, dass Platti seine Musik außerordentlich einfallsreich gestaltet hat. 
So beginnt diese CD mit einem Concerto, das die barocken Konventionen noch einhält. Da gibt es einen Continuo-Part, und klare Wechsel zwischen Tutti- und Solo-Teilen. In den beiden andern Konzerten agiert Platti, ähnlich wie in seinen Sonaten, die in diesem Blog an anderer Stelle zu finden sind, weit freier und experimenteller: Die Streicher treten mit dem Tasteninstrument in einen Dialog; und in Melodik und Harmonik weisen diese Concerti mitunter bereits über die Klassik hinaus. 
Die Einspielung freilich ist nicht nur musikhistorisch interessant. Es wird auch höchst ansprechend musiziert, und so kann man diese CD auch gänzlich ohne Hintergrundwissen genießen. Zumal der Urvater aller Hammerklaviere wirklich hinreißend klingt. 

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