Eine einzigartige Aufnahme ist nun bei Dabringhaus und Grimm wieder erhältlich: Ursula Philippi, eine exzellente Organistin aus Siebenbür- gen, hat an ihrer „Haus-Orgel“, der Sauer-Orgel in Hermannstadt/Sibiu, Siebenbürgen, die vier Orgelsonaten August Gottfried Ritters (1811 bis 1885) eingespielt.
Ritter war eine Autorität in allem, was mit Orgeln und Orgelspiel seiner Zeit zu tun hatte – als Orgelvirtuose, Improvisator, als Komponist, Orgelbauspezialist oder Pädagoge. Er stammte aus Erfurt, und wurde unter anderem von Michael Gotthard Fischer unterrichtet, einem Enkelschüler Bachs, und von Johann Nepomuk Hummel. 1831 wurde er Organist in seiner Heimatstadt und zugleich Schullehrer; Stipendien ermöglichten ihm mehrfach kürzere Studienaufenthalte in Berlin.
1844 ging Ritter nach Merseburg, wo er sich nur noch dem Orgelspiel widmen konnte und kein Schullehreramt mehr ausüben musste. Drei Jahr später wurde er als Domorganist nach Magdeburg berufen. Er schätzte die alten Meister, und betrieb umfangreiche musikhistorische Forschungen. Außerdem unterrichtete er mit großem Engagement, und stellte dafür eine eigene Orgelschule zusammen.
Die vier Orgelsonaten sind die wohl wichtigsten Orgelwerke August Gottfried Ritters. Ursula Philippi, langjährige Kantorin der Evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt/Sibiu, in späteren Jahren an der Musikhochschule in Klausenburg/Cluj zudem verantwortlich für die Orgelklasse, erweist sich als großartige Interpretin dieser Fantasie-Sonaten. Sie lassen uns ahnen, wie Ritters Improvisationen einst geklungen haben könnten.
Die legendäre Sauer-Orgel, ein romantisches Instrument aus den Jahren 1914/15, gibt ihr dabei prächtige Klangmöglichkeiten. Mit 79 Register auf vier Manualen und Pedal ist sie die größte Orgel in Siebenbürgen. Die kommunistische Diktatur in Rumänien überstand sie, in schlechtem Zustand. 1996/97 konnte die Orgel gründlich restauriert werden. Die Firma Christian Scheffler aus Frankfurt/Oder versetzte sie dabei in den Originalzustand zurück. Bei dieser Aufnahme aus dem Jahre 1998 ist sie mit ihrem farbenreich, warmen Klang in ihrer ganzen Pracht zu erleben.
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