„Klänge, die atmen“, lautet das Motto des Bachchores Mainz. Das Ensemble, das seit 32 Jahren von Ralf Otto geleitet wird, hat nun erstmals die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach eingespielt. Die Aufnahme, an der auch das Bachorchester Mainz mitgewirkt hat, ist geprägt durch Ottos bewährten Leitsatz: „Historisch informiert, aber zeitgemäß interpretiert“.
So ist diese Interpretation gleicher- maßen dramatisch wie berührend, pulsierend und lebendig, klanglich transparent, aber dabei beseelt und ausgewogen. Derart mitreißend hat man Bachs Werk lange nicht gehört. Otto verzichtet auf übertriebene Schroffheit und auf Manierismen, die man bei „Alte“-Musik-Ensembles leider mittlerweile häufig wahrnimmt (und oftmals als nervig empfindet). Im Mittelpunkt steht hier klar Bachs Musik, die konsequent darauf befragt wird, was sie uns heute zu sagen hat.
Auch das Solistenensemble überzeugt. Georg Poplutz gestaltet den Part des Evangelisten gekonnt und mit großer Klarheit. Yorck Felix Speer ist als Jesus zu hören. Die Arien singen Julia Kleiter, Gerhild Romberger, Daniel Sans und Matthias Winckhler.
Eine Besonderheit der vorliegenden Aufnahme ist die Ergänzung der Partiturversion des Jahres 1749, die als Bachs finale Fassung gilt, um die zusätzlichen Sätze der abweichenden Partiturversion von 1725. Sie wurden der Einspielung angehängt. So kann vergleichen, wer das möchte. Und noch eine erfreulíche Nachricht zum Schluss: In den kommenden Monaten will der Bachchor Mainz noch Bachs Weihnachtsoratorium, die Matthäus-Passion und die h-Moll-Messe einspielen. Da zu erwarten ist, dass diese Aufnahmen von ähnlich hoher Qualität sind wie die der Johannes-Passion, darf man darauf schon heute sehr gespannt sein.
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