Mit den Goldberg-Variationen
BWV 988 von Johann Sebastian Bach beschäftigt sich Christine Schorns- heim schon seit vielen Jahren. „Angefangen hat es bei mir bereits während meines Klavierstudiums, und unvergessen bleiben mir einige Stunden bei Amadeus Webersinke, der mit 1980 in einem Meisterkurs gehörig den Kopf gewaschen hat und mit unnachgiebiger Strenge versuchte, mir meinen bis dahin offensichtlich recht oberflächlichen Blick auf das Werk auszutreiben“, erinnert sich die Cembalistin. „Am Ende dieses Kurses gab es dann noch die freundliche Ermahnung, die Variationen immer und immer wieder zu studieren und den hoffnungsvollen Satz ,später werden Sie diese Variationen sicher gut spielen!'.“
Mittlerweile gibt die Musikerin selbst Meisterklassen; mit Leidenschaft unterrichtet Christine Schornsheim als Professorin für historische Tasteninstrumente Studierende an der Münchner Musikhochschule. Die Goldberg-Variationen hat sie schon vor mehr als 25 Jahren eingespielt. Dass sie sich nun noch einmal von Grund auf mit dem Werk befasste, verdanken wir dem Cembalobauer Christoph Kern. Denn er ermunterte die Musikerin, die Aria mit 30 Veränderungen ein zweites Mal aufzu- nehmen. Er hat auch das Cembalo angefertigt, das hier zu hören ist, nach einem Vorbild, gebaut von Michael Mietke um 1710 in Berlin.
Schornsheim ließ sich auf das Experiment ein. Dafür kombinierte sie die Goldberg-Variationen mit einem anderen, ebenso bedeutenden, allerdings weit weniger populären Variationswerk – der Aria ,La Capricciosa' BuxWV 250 von Dieterich Buxtehude. (Diese Gegenüberstellung lässt noch immer erahnen, warum der junge Bach seinerzeit zu Fuß von Arnstadt nach Lübeck wanderte, um bei dem älteren Kollegen zu lernen.) „Viele Querverbindungen zeigen sich bei näherer Betrachtung beider Werke“, unterstreicht die Cembalistin im Beiheft. „Die rein norddeutsche Orgel- und Cembalotradition durchbricht Buxtehude bei ,La Capricciosa'. Indem er sich einer in Italien beheimateten Bergamasca als Thema bedient. Dieses Thema wiederum finden wir leicht verändert als ;Kraut und Rüben haben mich vertrieben' im Quodlibet der ,Goldbergvaria- tionen' wieder. Dass wir es bei beiden Werken mit 32 Stücken zu tun haben, wird auch kein Zufall sein.“
Zu jedem dieser insgesamt 64 Stücke findet Schornsheim einen indivi- duellen Zugang; die Cembalistin besteht auf differenziertem Gestus und Ausdruck. Außerdem spielt sie virtuos und mit Temperament, was es zu einem großen Vergnügen macht, ihr zuzuhören.
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