Ein junger Komponist suchte seinen Weg: Nach dem Studium in Wien und ersten Erfolgen mit Werken im Wagner-Stil war Heinrich von Herzogenberg (1843 bis 1900) so irritiert, dass er in eine Schaffens- krise geriet. Denn im Feuilleton tobte damals ein erbitterter Streit zwischen zwei Lagern, den Traditionalisten und den sogenannten Neudeutschen, Brahms-Anhängern und Wagnerianern. Mit gespitzter Feder gingen die Kritiker jeweils auf die Gegenpartei los, an der sie kein gutes Haar ließen. Wem sollte man da glauben?
Um Abstand zu gewinnen, ging von Herzogenberg 1872 nach Leipzig. Dort beschäftigte er sich mit Bachs Musik, und er lernte Johannes Brahms kennen, der ihn sehr beeindruckte. Die beiden Klaviertrios, die auf dieser CD erklingen, sind ein Ausdruck dieser Neuorientierung.
Man staunt: Das ist tolle Musik! Wie kann es eigentlich sein, dass Heinrich von Herzogenberg derart in Vergessenheit geraten ist? Der Komponist scheint ja jede Menge Kammermusik geschrieben zu haben; nur schade, dass man davon kaum etwas zu hören bekommt. Insofern ist es sehr erfreulich, dass sich mit den Klaviertrios nunmehr ein erstklassiges Ensemble auseinandergesetzt hat.
Das Wiener Klaviertrio musiziert großartig. Hingebungsvoll erkunden die Musiker die lyrischen Passagen, und kraftvoll setzen sie dramatische Akzente. Die Einspielung lässt klar erkennen, was diese Werke so einzigartig macht. Anzumerken bleibt zudem die exzellente technische Qualität dieser Aufnahme, die das audiophile Label Dabringhaus und Grimm auf SACD präsentiert.
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