Das Orgelwerk von Maurice Duruflé (1902 bis 1986) ist nicht sehr umfangreich, aber musikhistorisch betrachtet von hohem Gewicht. Der Musiker, der bei Charles Tournemire, Jean Gallon und Paul Dukas studiert hatte, wurde im Jahre 1930 Titular- organist der Kirche Saint-Etienne-du-Mont in Paris.
Er unterrichtetet auch selbst, und prüfte seine eigenen Kompositionen immer wieder mit derart kritischem Blick, dass letztendlich kaum etwas übrig geblieben ist. Erstaunlicherweise konnten in jüngster Vergangenheit noch Stücke Duruflés aufgespürt werden. So wurde 1991 die Miniatur Chant donné veröffentlicht, die der Organist seinem Professor für Harmonielehre gewidmet hatte. Und 2002 erschien Méditation, ein drei Seiten umfassendes Werk aus dem Jahre 1964.
Auf dieser CD spielt Stéphane Mottoul Duruflés Kompositionen. Der junge belgische Organist, Jahrgang 1990, hat in Namur, Paris, Reims und Stutt- gart studiert. Dabei konzentierte sich zunehmend auf die Orgelimprovi- sation. Inzwischen hat er auch verschiedene Wettbewerbe gewonnen. Von älteren Einspielungen, die als Referenz gehandelt werden, lässt er sich nicht übermäßig beeindrucken und findet in der Auseinandersetzung mit Duruflés Musik seinen eigenen Weg.
Mottoul musiziert an dem 2016 von der Manufacture d'Orgues Thomas neu gebauten Instrument der St. Laurentius Kirche im luxemburgischen Diekirch. Diese Orgel, in die auch das verbliebene Pfeifenmaterial des Vorgängerinstruments von 1870 aus dem Hause Dalstein & Haerpfer integriert wurde, beruht auf deutschen und französischen Vorbildern, die hier in schönster Harmonie vereint wurden. Es ist ein modernes Instru- ment, nicht nur mit einem betont zeitgenössischen Prospekt, sondern auch mit einem facettenreichen, symphonischen Klang, den Mottoul mit seiner Interpretation wunderbar zur Geltung bringt. Gefällt mir!
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