Pünktlich zum Osterfest veröffent- lichten Bachchor und Bachorchester Mainz ihre Interpretation der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach. Ralf Otto, der den Chor seit 32 Jahren leitet, setzt einmal mehr auf das Motto: „Histo- risch informiert, aber zeitgemäß interpretiert.“
Das Ergebnis begeistert. Und so verwundert es auch nicht, dass für die Einspielung renommierte Solisten gewonnen werden konnten, allen voran Georg Poplutz in der Partie des Evangelisten. Die Jesus-Worte singt Matthias Winckhler. Bei den Arien achtet Otto sehr genau darauf, welchem Chor sie zugeordnet sind. Daher sind die Solisten in allen vier Stimmlagen doppelt besetzt – was für ein Luxus!
Auch sonst achtet Ralf Otto wenig auf Aufführungstraditionen, und umso genauer auf die Noten. Das führt dann dazu, dass auch bei dieser Aufnahme viele Details wahrnehmbar werden, die sonst oft nicht zu hören sind. Auch die Tempi, die Otto wählt, sorgen da für so manche Überraschung.
Hier wird Text ausgelegt mit musikalischen Mitteln. Man höre nur, wie der Chor die Choräle singt – die Wirkung ist verblüffend. Vielfach verzichtet Otto auf Rasanz, und setzt statt dessen auf Ausdruck und Klarheit. Das bekommt beispielsweise dem Eingangschor ausgezeichnet, dem man die Klage in diesem Falle tatsächlich abnimmt. Transparenz bieten aber nicht nur die Chöre, sondern auch die Musiker des Orchesters. Mit ihrem Spiel unterstreichen sie die Aussage der Vokalisten. So sollte es sein; einmal mehr setzen Bachchor und Bachorchester mit dieser Aufnahme Maßstäbe.
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