Berliner werden das nicht gern lesen – aber dass die Stadt heute eine Musikmetropole ist, verdankt sie vor allem auch Künstlern aus Sachsen. Als der preußische Kronprinz Friedrich in den späten 1730er Jahren in Rheinsberg seine Hofkapelle gründete, engagierte er bedeutende Musiker aus Dresden und aus Leipzig. Italien schätzte der König ebenfalls – seinen Hofkapellmeister Graun sandte er dorthin, um Sänger für die Hofoper zu engagieren.
In Dresden war dies schon sehr lange üblich; es wird daher nicht verblüffen, dass die beiden Hofkapellen sich auch im Repertoire sowie in der Aufführungspraxis sehr nahe standen. Zwar bevorzugte der König selbst die Flöte, doch aus dem Umfeld des Hofes sind auch schöne Konzerte für Violoncello überliefert. Vier Kompositionen stellen Alexander Rudin und das Ensemble Musica Viva, besser bekannt als Moskauer Kammerorchester, auf dieser CD vor.
Das Cellokonzert von Johann Adolph Hasse (1699 bis 1783) entstammt der exquisiten Kollektion des Grafen Rudolf Franz Erwein von Schönborn in Wiesentheid. Die Handschriften der drei anderen Konzerte sind aus der Sammlung von Johann Jakob Westphal, sie befinden sich heute im Brüsseler Konservatorium. Carl Philipp Emanuel Bach (1714 bis 1788), Kammercembalist Friedrich des Großen, schrieb drei Cellokonzerte. Davon ist nur das in a-Moll im Autograph erhalten. Entstanden ist es wahrscheinlich für Ignaz Frantiček Mara, einen böhmischen Violoncello-Virtuosen, der ebenfalls zum Kernpersonal der preußischen Hofmusik gehörte.
Johann Wilhelm Hertel (1727 bis 1789) war ein Schüler von Franz Benda, dem Konzertmeister der preußischen Hofkapelle. Hertel musizierte später in der Hofkapelle von Strelitz, und wirkte als Hofkomponist in Schwerin. In seinen Werken spiegelt er den in Berlin damals üblichen Stil. Seine beiden Konzerte sind auf dieser CD in Weltersteinspielung zu hören.
Musikalisch ist das alles originell und sehr gefällig; alle vier Konzerte sind dankbare Werke, in denen das Violoncello so recht singen kann. Und wer das Instrument gerne hört, dem bereiten Alexander Rudin und sein hervorragendes kleines Orchester mit dieser Aufnahme große Freude. Einfach genießen, es lohnt sich!
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