Koloratur-Arien von Jacques Offenbach (1819 bis 1880)? Da fällt dem Musikfreund sofort Les oiseaux dans la charmille ein, jene ebenso brillante wie stupide Arie der Olympia aus Les contes d’Hoffmann.
Der Komponist, der ursprünglich Jakob hieß und in Köln zur Welt kam, war der Sohn eines Kantors. 1833 reiste sein Vater Isaac mit ihm und seinem Bruder Julius nach Paris, um den talentierten Kindern die bestmögliche Ausbildung zu ermögli- chen. Und obwohl Ausländer eigentlich damals nicht am Conservatoire national studieren durften, gelang es Jakob, eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten.
1835 erhielt Jacques, wie er sich nun nannte, eine Anstellung als Cellist an der Opéra-Comique. Er begann zu komponieren, und wirkte bald auch als Kapellmeister. Schaut man in seine Noten aus jener frühen Zeit, so fällt auf, dass die Orchester, für die er komponierte, zwar klein waren – aber es muss an nahezu jedem Theater, und war es noch so unbedeutend, exzellente Sängerinnen gegeben haben. Ihr Rollenfach nannte sich chanteuse d'agilité, chanteuse à roulade oder première chanteuse légère – und ihre Virtuosität muss atemberaubend gewesen sein.
Auf dieser CD stellt die belgische Sopranistin Jodie Devos eine Auswahl an Koloratur-Arien vor, die Jacques Offenbach für diese Sängerinnen geschrieben hat. Der Komponist nutzte die Koloratur gern als Stilmittel für Komik und Spötterei; man höre nur die Arie der Prinzessin, Je suis nerveuse, aus Le Voyage dans la lune. Ganz großes Kino! Devos beherrscht diese hohe Kunst der Stichelei ebenso souverän wie die großen Bögen, die etwa La Mort m'apparaît souriante aus Orphée aux Enfers verlangt.
Mit Geschmack, Leichtigkeit und beeindruckender Geschmeidigkeit meistert die junge Sängerin Offenbachs musikalische Höhenflüge. Dabei wird sie durch das Münchner Rundfunkorchester unter Laurent Campel- lone aufs Beste begleitet. Ein schönes Geschenk zum 200. Geburtstag von Jacques Offenbach!
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