Sonntag, 30. Juni 2019

Prologue (Pentatone)

Ein ganz besonderes Konzept hat sich Francesca Aspromonte für ihr Debütalbum bei dem Label Pentatone überlegt: Die junge italienische Sopranistin konzentriert sich auf Prologe, die einst, in der frühen Barockoper, wie ein Vorwort der eigentlichen Handlung vorangestellt waren. 
In diesen Eröffnungszenen betritt eine allegorische Figur die Bühne und bereitet das Publikum auf das kommende musikalische Drama vor. Mitunter verweist sie auch auf den Anlass, dem das Werk gewidmet ist – beispielsweise eine Hochzeit, die Geburt eines Thronfolgers oder der Geburtstag eines Fürsten. Und natürlich berichtet sie über sich selbst, sie singt von Gott und der Welt, und verblüffend oft auch über die Szenerie und über das Wetter. 
„Auf dieser CD beginnt eine Oper niemals richtig, denn mit jedem neuen Track stellen wir eine neue Begrüßung und einen neuen Anfang vor“, schreibt Francesca Aspromonte im Beiheft, das übrigens mit viel Sorgfalt zusammengestellt ist. „Doch dann steigen diese allegorischen Figuren von ihrem Sockel hinab, verlassen die Bühne, reichen ihre Hand dem Hörer, der auf dem Sofa liegt, und flüstern ihm ins Ohr, woher sie kommen ... welche Farbe das Haar der Königin hat … wie schön und sternenklar der Himmel der Mitsommernacht ist … in Venedig.“ 
In Claudio Monteverdis L'Orfeo, einer der ersten Opern überhaupt, betritt zum Prolog La Musica höchstpersönlich die Bühne. Auch Amor, Venus, die Harmonie, die Stadt Rom oder La Gloria Austriaca, der Ruhm Österreichs, gehören zum ziemlich bunten Reigen jener Figuren, die Textdichter und Komponisten einst aufboten, um das Publikum auf ihre Oper einzustimmen. 
Gemeinsam mit Enrico Onofri, dem Leiter des Ensembles Il pomo d’oro, hat Francesca Aspromonte für dieses Album Prologe von Claudio Monteverdi, Giulio Caccini, Francesco Cavalli, Stefano Landi, Luigi Rossi, Pietro Antonio Cesti, Alessandro Stradella und Alessandro Scarlatti ausgewählt. Mit ihren Prologen haben diese Komponisten Miniaturen geschaffen, auf die die Musiker nun zu Recht verweisen. Denn sie sind eine Welt für sich, deren Entdeckung sich lohnt – kleine Opern vor der Oper, und oftmals auch Opern über Oper. Sehr beachtlich, und von Francesca Aspromonte gemeinsam mit Il pomo d’oro auch sehr ansprechend präsentiert. Musikgeschichte kann so unterhaltsam sein! 

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