Jean Victor Arthur Guillou stammt aus Angers. Dort übernahm er schon als Teenager Organistendienste; von 1945 bis 1954 studierte er dann am Conservatoire in Paris. Zu seinen Lehrern gehörten unter anderem Maurice Duruflé, Marcel Dupré und Olivier Messiaen. Anschließend unterrichtete Guillou in Lissabon, doch diese Stelle gab er 1958 auf und zog zur Behandlung einer Lungenerkrankung nach Berlin um. In diesen Jahren komponierte er, lernte die deutschen Orgeln kennen und spielte auch seine ersten Aufnahmen ein.
1963 wurde er als Nachfolger von André Marchal Titularorganist an Saint-Eustache in Paris. Die Orgel, die sich heute dort befindet, wurde in den 80er Jahren nach seinen Vorstellungen durch die niederländische Firma Van den Heuvel erbaut. Guillou hat aber immer auch als Konzertorganist musiziert, Studierende unterrichtet, außerdem Konzepte für etliche Orgeln entwickelt und natürlich eigene Werke komponiert. Er war ein Orgelvirtuose von Format, und ein begnadeter Improvisator.
Und er kannte keinen Ruhestand. Seinen Dienst an Saint-Eustache versah er bis zur Karwoche 2015. Am 18. April 2018 schenkte er sich ein Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie quasi zum Geburtstag; zum letzten Male musizierte er öffentlich in München im Oktober 2018. Jean Guillou starb am 26. Januar 2019 in Paris.
Diese Aufnahme, eingespielt im Mai 2018 an der klangmächtigen Stahlhut/Jann Orgel von St. Martin, Dudelange/Luxemburg, hat er noch selbst mit betreut. Zuzana Ferjenčíková ist seine Schülerin; sie hat das Gesamtwerk des großen französischen Organisten ihm zu Ehren bereits 2013 in Saint-Eustache in einer Konzertreihe interpretiert.
Für die erste CD der neuen Gesamteinspielung hat sie neben den Bildern einer Ausstellung noch drei weitere Werke von Jean Guillou ausgewählt: Zu Beginn erklingt die Fantaisie op.1 aus dem Jahre 1954, vom Komponisten seinem Lehrer Marcel Dupré gewidmet. Säya, ou L´Oiseau bleu op. 50 entstand aus einer Improvisation, die Guillou 1992 bei einem Konzert in Korea spielte. Hymnus op. 72 komplettiert das Programm.
Neben der enormen musikalischen Qualität ist an dieser Stelle unbedingt auch die fabelhafte technische Qualität dieser Aufnahme zu erwähnen. Einmal mehr ist es dem audiophilen Label Dabringhaus und Grimm gelungen, Orgelmusik so aufzuzeichnen, dass man einen ausgezeichneten Klang- und Raumeindruck erhält. Chapeau!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen