Samstag, 2. Januar 2021

Bach: Entfliehet, ihr Sorgen (Deutsche Harmonia Mundi)


 Zwei weitere Kantaten von Johann Sebastian Bach hat Alexander Grychtolik rekonstruiert und mit seinem Ensemble Deutsche Hofmusik eingespielt. Für beide Werke, die in Bachs Leipziger Zeit entstanden sind, waren bislang nur Texte vorhanden. Um sie wieder aufführen zu können, suchte der Cembalist und Dirigent daher nach anderen Werken des Komponisten, die als Parodievorlage für solche Gelegenheitskompositionen gedient haben könnten – oder nach Arien und Chören, in denen Bach selbst seinerzeit musikalische Ideen wiederverwendet hat. 

Denn weltliche Kantaten wurden für den jeweiligen Anlass geschrieben – war das Fest vorbei, gab es keinen Grund, sie nochmals aufzuführen. Zur Krönung des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., der 1734 in Krakow als August III. auch polnischer König wurde, lieferte Bach einem unbekannten Auftraggeber für eine Huldigung in Leipzig die Kantate Blast Lärmen, ihr Feinde! Verstärket die Macht (BWV 205a). Sie spielt mit ihrem Titel auf den soeben siegreich beendeten Thronfolgekrieg an, der nach dem Tode August des Starken um die polnische Königskrone ausgefochten wurde. Als Vorlage für diese Kantate diente das Dramma per musica „Der zufriedengestellte Aeolus“ (BWV 205), das dafür mit einem neuen Text versehen wurde. 

Die Schäferkantate Entfliehet, ihr Sorgen (BWV 249a), erklungen 1725 als Tafelmusik zum Geburtstag von Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels auf Schloss Neu-Augustusburg, gilt als weltliche Urfassung des Osteroratoriums BWV 249. Mit dem Libretto begann zudem die Zusammenarbeit zwischen Bach und seinem Textdichter Picander. 

Allerdings fehlten dieser Geschichte über zwei Schäferinnen, die auf ihrem Weg zum Geburtstagsfest des Herzogs zwei Hirten treffen, bislang Rezitative. Diese wurden daher durch Grychtolik stilsicher ergänzt. Und wer das Osteroratorium kennt, mit all seinen Seltsamkeiten, der wird beim Anhören dieser CD all das verstehen, was ihm bei der „Recyclingversion“ musikalisch seltsam vorgekommen ist. Was für eine Offenbarung! Musiziert wird zudem exzellent. Solisten der Aufnahme sind Miriam Feuersinger, Sopran, Elvira Bill, Alt, Daniel Johannsen, Tenor und Stephan MacLeod, Bass. 


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