Eine „geistliche Sinfonie“ nannte der Dirigent Paul Bekker seinerzeit Ludwig van Beethovens Missa Solemnis. Der Komponist begann mit der Arbeit daran spontan im Jahre 1819 nach der Ernennung des Erzherzogs Rudolph, jüngster Bruder von Kaiser Franz I. von Österreich, zum Bischof von Olmütz. Eigentlich wollte Beethoven dieses Werk seinem prominenten Schüler zur Amtseinführung am 19. März 1820 zueignen – doch letztendlich erwies sich die Komposition als eine Herausforderung; die Uraufführung der Missa Solemnis erfolgte erst 1824 bei einem Benefizkonzert der Philharmonischen Gesellschaft St. Petersburg.
Zu hören ist Beethovens Missa Solemnis heutzutage selten. Das liegt möglicherweise mit daran, dass er die Solisten nicht mit Arien, sondern im Quartett, quasi als zweiten Chor, und oft im Dialog mit dem „großen“ Chor, auftreten lässt – was ganz sicher einigen Probenaufwand mit sich bringt. Zum anderen dürfte Beethovens ganz persönliches Ringen mit dem Glauben, das sich in dieser Musik ausdrückt, derzeit vielen Menschen vollkommen egal sein.
Was sich nicht beim ersten Anhören erschließt, das erzeugt bei der Generation Wisch-und-weg wahrscheinlich nur noch ein Schulterzucken. Schade darum, wie diese großartige Einspielung mit dem Wiener Singverein und dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien mit Michael Gielen am Pult beweist.
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