Eigentlich hatten sich die Twiolins vorgenommen, ausschließlich Originalkompositionen für Violinduo zu spielen. Und damit viele attraktive Stücke neu entstehen, die sowohl die Virtuosen als auch das Publikum begeistern, hatten Marie-Luise und Christoph Dingler sogar einen Kompositionswettbewerb ins Leben gerufen. Doch im Repertoire gibt es natürlich ebenfalls Werke, die Musiker herausfordern. Inspiriert durch Gidon Kremer, der sich immer wieder mit Kompositionen von Astor Piazzolla auseinandergesetzt hat, haben die Twiolins nun ihre eigenen „Eight Seasons“ kreiert. Dazu hat Christoph Dingler die wohl berühmtesten Violinkonzerte überhaupt, die Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi, für Violinduo bearbeitet.
Ich habe mir die Noten angeschaut – und bin hin und weg. Wie er die Solopartie und die diversen Orchesterstimmen auf zwei Geigen verteilt hat, das ist nicht nur hörens-, sondern vor allem auch sehenswert. Denn es geht fair zu; es sind wirklich zwei gleichberechtigte Duo-Stimmen entstanden.
Spieltechnisch wird das dann allerdings recht anspruchsvoll; doch auf der CD ist davon nichts zu spüren. Marie-Luise und Christoph Dingler musizieren grandios. Es sind nicht zwei Solisten zu erleben, die gemeinsam auftreten, sondern tatsächlich ein Duo, das wie aus einem Gedanken agiert. Die Geschwister spielen seit vielen Jahren in dieser Formation, und sie haben dabei eine Reife entwickelt, die sehr beeindruckt. Mittlerweile haben die Twiolins sogar einen unverwechselbaren, typischen Klang.
Das Konzept dieses Programms ist einzigartig: Nach jedem Satz aus Vivaldis Vier Jahreszeiten erklingt ein Stück von Astor Piazzolla. So entsteht ein Dialog mit ganz eigenen Reizen. Barockmusik und Tango – das passt erstaunlich gut zueinander. Besonders wahrnehmbar wird dies beim Herbst, wo die Jahrhunderte scheinbar ineinander fließen. Und was sind schon Genregrenzen, wenn es um Musik einer solchen Qualität geht?