Montag, 28. Juni 2021

Avi Avital - Art of the Mandolin (Deutsche Grammophon)


 Manchmal sind die Wege des Lebens seltsam verschlungen, aber gerade dann führen sie oftmals zum Ziel. Eine solche Geschichte berichtet Avi Avital im Beiheft seines aktuellen Albums. Sie hat mich sehr beeindruckt, weil sie zeigt, welch faszinierende Wirkungen der Zufall haben kann. 

Ein solcher Zufall nämlich war es, dass der Geiger Simcha Nathanson nach seiner Übersiedelung aus der Sowjetunion in seiner neuen Heimat Beer Sheva im Keller der Musikschule einige Mandolinen fand. Als Geigenlehrer wurde er dort nicht gebraucht. Aber dem begnadeten Pädagogen gelang es, ein exzellentes Jugend-Mandolinenorchester aufzubauen. Dort musizierte in jungen Jahren auch Avi Avital,. Und weil die Mandoline wie eine Violine gestimmt ist, gab es auch keine Probleme, geeignete Literatur zu finden: Nathanson legte seinen Schülern einfach Geigenmusik aufs Pult. 

Da die Mandoline zwar populär ist, aber in der Klassikwelt eher nicht so verbreitet, hat Avital im Konzert jahrelang vor allem Arrangements gespielt. Für diese CD aber hat der Mandolinenvirtuose nun erstmals ein Programm zusammengestellt, das ausschließlich aus Originalkompositionen besteht. Es reicht von Antonia Vivaldis höchst reizvollem Konzert für zwei Mandolinen, Streicher und Basso continuo RV 532 über die Sonata a tre für Mandoline, Gitarre und Cembalo von Paul Ben-Haim (1897 bis 1984) bis zu einem Prelude for Solo Mandolin von Giovanni Sollima (*1962). 

Zu hören sind zudem das Adagio ma non troppo in Es-Dur für Mandoline und Harfe von Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827), Death is a Friend of Ours von David Bruce (*1970), die Sonate für Mandoline und Basso sontinuo K 89 von Domenico Scarlatti (1685 bis 1757) und Carillon, Récitatif, Masque für Mandoline, Gitarre und Harfe von Hans Werner Henze (1926 bis 2012). 

„I have created this album to paint a portait of the mandolin as I have never done before“, berichtet Avi Avital im Beiheft. „To tell a story – an unfinished story – of an instrument at once familiar and unknown.“ Im Zusammenspiel mit dem Venice Baroque Orchestra sowie Alon Sariel, Mandoline, Anneleen Lenaerts, Harfe, Sean Shibe, Gitarre, Yizhar Karshon, Cembalo, Patrick Sepec, Violoncello und Ophira Zakai, Theorbe, zeigt der Musiker, dass die Mandoline kein Kuriosum ist, sondern ein interessantes Instrument, das mit seinem charakteristischen Klang eine ganz besondere Farbe einbringt. Das Album vermag zu überzeugen, bravi! 


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