Freitag, 23. Juli 2021

Händel: Orlando (Pan Classics)


 Zahlreiche Opernkomponisten inspirierte einstmals das Versepos „Orlando furioso“ von Ludovico Ariosto. Georg Friedrich Händel schrieb sogar gleich drei Opern, die darauf basieren. 
Orlando schildert die Geschichte um den Ritter Roland, den seine Liebe zur chinesischen Prinzessin Angelica um den Verstand bringt. Denn sie zieht es nicht zu ihm, sondern zu dem maurischen Prinzen Medoro. In diesen wiederum ist die Schäferin Dorinda verliebt – man ahnt schon, das gibt Kuddelmuddel, und nur der Zauberer Zoroastro vermag ein böses Ende zu verhindern. 
Die unkonventionellen musikalischen Lösungen, mit denen der Komponist die aus den Fugen geratene Welt des Titelhelden darstellt, faszinieren heute sowohl das Publikum als auch die Sänger. Das Londoner Publikum hingegen und der Kastrat Senesino, der bei der Uraufführung 1733 die Titelrolle gesungen hat, zeigten sich irritiert. 
Denn der Komponist hat für seinen Bühnenstar zwar eine irrwitzige Wahnsinnsszene geschrieben. Aber Senesino wird darüber nicht sehr erfreut gewesen sein; er wird sicherlich Gelegenheiten vermisst haben, in den üblichen Da-capo-Arien eines primo uomo mit kreativen Variationen und Auszierungen seine Virtuosität zu demonstrieren. Generell folgt Händel in seinem Werk nur sehr bedingt den Konventionen der Opera seria. 
Seine Experimentierlust allerdings bereitet auch heute noch Freude: Diese Einspielung mit dem Ensemble La Grand Écurie et la Chambre du Roy unter Leitung von Jean-Claude Malgoire aus dem Jahr 2008 hat enorm viel Schwung, und interpretiert Händels hinreißende Arien mit gebührender Theatralik. 

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