Zum zweiten Male hat sich Markus Becker dem Werk von Joseph Haydn zugewandt. Dieses Album zeigt uns den Musiker erneut in einer geradezu philosophischen Tiefe. Dazu hat sicherlich auch die lang andauernde Generalpause angesichts des Corona-Virus mit beigetragen: „Die Zeit ohne Konzerte in den Wochen vor der Aufnahme, der Lockdown über halb Europa, das Verschwinden des öffentlichen Lebens und der Rückzug ins Private – das hat die Sinne geschärfte für Nuancen und kleinste Farbstufen, für das Hören nach Innen.“
Für das Album hat Becker die Sonaten in c-Moll und in g-Moll, Hob. XVI:20 und 44, sowie die 12 Variationen Es-Dur Hob. XVII:3 und das Andante con variazioni Hob. XVII:6 ausgewählt, die besonders die ruhig-introvertierte Seite des Komponisten zeigen. Das freilich ist nur die Fassade, hinter der es durchaus sehr lebendig und vor allem auch farbenreich zugeht.
In seiner Abgeschiedenheit („Solitude“), fernab von Wien, hat Haydn ein ganzes Kaleidoskop von Ausdrucksmöglichkeiten gefunden. „Ganz allgemein gesagt ist Haydn für mich der Komponist der Möglichkeiten, des Konjunktivs“, erläutert Becker: „Seine Musik kann ruhig fließen und gleichzeitig dramatisch sein, komisch und ernst, vorwärtsdrängend und rückblickend. Es sind Melancholie, Humor und Ambivalenzen, die seine Musik für mich zum Lebensmodell machen.“
Diese Nähe hört man auch. Niemand sonst spielt diese Werke derart feinsinnig und luzide. Es ist faszinierend; ich freue mich schon jetzt auf eine Fortsetzung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen