Samstag, 10. Juli 2021

Telemann: Miriways (Pentatone)


 Für seine Oper Miriways (1728) wählte Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767) als Schauplatz die Provinz Kandahar. Sie gehörte einst zu Persien, was aber 1722 auf einem Schlachtfeld bei Isfahan von den Afghanen besiegt worden war. Zeitungen in ganz Europa berichteten darüber, und die Leser zeigten sich fasziniert. 

Der Orient erschien verlockend, und das Exotische war in Mode – also wurde es auch auf die Opernbühne gebracht. Johann Samuel Müller, eigentlich Lehrer, aber auch ein gefragter Textdichter, nutzte das Geschehen im fernen Osten als Grundlage für ein Libretto, und Telemann schuf dazu eine Musik, die so fernöstlich klingt, wie es seinerzeit in Hamburg die Phantasie hergab. 

Auch Bühne und Kostüme waren sicherlich dementsprechend gestaltet – und Telemanns Oper um Miriways, den Fürsten von Candahar, Sophi, den Sohn des abgesetzten Schahs, und allerlei Intrigen, Ränke und Liebschaften am Hofe war damals ganz sicher ein Erfolg. Heute ist das Werk selten zu hören, was eigentlich schade ist, denn es hat schöne Melodien zu bieten, dazu interessante Charaktere, und die Handlung, in der es um Liebe, Pflicht und Wahrhaftigkeit geht, kann auch heute noch den Geist der Aufklärung verbreiten – denn darum geht es, und mag das Gewand noch so exotisch sein. 

Zum Telemann Festival Hamburg 2017 wurde Telemanns Werk in der Elbmetropole aufgeführt. Auf zwei CD präsentiert Pentatone nun einen Mitschnitt des Konzertes mit der Akademie für Alte Musik Berlin unter der Leitung von Bernard Labadie, aufgezeichnet durch den NDR in der Laeiszhalle. Es muss ein Ereignis gewesen sein; denn das Ensemble beeindruckt mit farbenreichem, ausdrucksstarkem Musizieren, und die Sänger sind ebenfalls hervorragend. Zu hören sind unter anderem André Morsch (Miriways), Robin Johannsen (Sophi), Sophie Karthäuser (Bemira), Lydia Teuscher (Nisibis) und Michael Nagy (Murzah). Vom ersten bis zum letzten Ton barockes Hörvergnügen, grandios! Bravi! 


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