Dienstag, 7. Dezember 2021

Angelo Notari - Giovanni Battista Fontana (Audite)

 

Die Stadt Mantua ist wesentlich kleiner als Rom, Mailand , Neapel oder Florenz. Dennoch war sie zur Barockzeit weithin bekannt. Geprägt wurde die lombardische Stadt durch die Familie Gonzaga. Sie schätzte und förderte die Kunst – Musiker wie Claudio Monteverdi waren ein Grund dafür, dass sich der Ruhm Mantuas in ganz Europa verbreitete. Für herrschaftlichen Glanz sorgten auch Maler und Architekten. So vermag der herzogliche Palast noch heute zu beeindrucken. 

Auf dieser CD ist die zum Palazzo gehörende Kirche Santa Barbara zu erleben. Sie ist ein repräsentatives Gesamtkunstwerk, und mit ihrer exzellenten Akustik sowie einander gegenüber liegenden Emporen zudem ein idealer Raum für Musik. Obendrein verfügt sie über eine berühmte Orgel, erbaut 1565 von Graziadio Antegnati. Diese erklingt heute nach einer umfangreichen Restaurierung durch Giorgio Carli wieder in der ursprünglichen Disposition und Stimmung. Und sie hat einen wirklich hinreißend schönen, charaktervollen Klang. 

Diesen magischen Ort hat die Blockflötistin Julia Fritz zusammen mit dem Organisten Johannes Hämmerle ausgewählt, um die vorliegende CD einzuspielen. Zu hören sind Werke von Giovanni Battista Fontana und Angelo Notari, Zeitgenossen Monteverdis. 

Angelo Notari stammte wahrscheinlich aus Padua, und lebte dann etliche Jahre in Venedig, bevor er 1610 nach England ging. Er war Hofmusiker des Königs Charles I., und in der British Library befindet sich ein Notenband, den er wahrscheinlich geschrieben hat. Dieses Manuskript enthält neben eigenen Werken unter anderem Kompositionen von Claudio Monteverdi, nicht selten für eine konkrete Besetzung bearbeitet. Eine Auswahl davon erklingt auf dieser CD, zumeist in Ersteinspielung. 

Die Variationen und Liedbearbeitungen machen deutlich, dass die Kunst der Verzierung in jener Zeit in Italien ebenso beliebt war wie in England. Höchst lebendig wiedergegeben werden diese Stücke von der Sopranistin Magdalene Harer und Blockflötistin Julia Fritz gemeinsam mit der Harfenistin Reinhild Waldek und Johannes Hämmerle an der historischen Orgel. 

Das Programm komplettiert eine Auswahl von Sonaten Giovanni Battista Fontanas. Er stammte aus Brescia, und wirkte in Rom, Venedig und Padua, wo er vermutlich 1630 der Pest zum Opfer fiel. Julia Fritz interpretiert seine Violinsonaten auf verschiedenen Flöten. 

Für mich war diese CD eine Entdeckung. Die Musiker überzeugen vor allem auch durch Sensibilität. Die Flötistin, obzwar technisch jeglicher Herausforderung gewachsen, erliegt nicht der Versuchung, ihre Virtuosität zur Schau zu stellen. Im Dialog mit den Musikerkollegen gestaltet Julia Fritz große melodische Bögen, traumschöne kantable Linien, die sie variantenreich und feinfühlig mit Diminutionen versieht. 

Ein großes Lob geht an dieser Stelle zudem an das Ton-Team. Denn auch die Aufnahmequalität ist hervorragend. Und beim Anhören der CD spürt man den Raum der Basilika – es ist mit Worten schwer zu beschreiben, aber es ist ein Erlebnis, grandios! 


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