Eine kleine Nachtmusik von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791) – nunmehr eingespielt von den Berliner Barock Solisten. Gibt es neue Erkenntnisse, oder hatte das renommierte Ensemble einfach Lust darauf, das zu spielen, was alle spielen?
„Es ist zwar längst alles gesagt, nur noch nicht von Jedem“, ätzt der Leiter des Ensembles, Reinhard Goebel, in seinem obligatorischen Essay im Beiheft über die Gebräuche der Klassikszene. Das gilt freilich nicht nur für all die Beethoven-Zyklen und Vivaldi-„Vier Jahreszeiten“, sondern auch für all die anderen musikalischen Dauerbrenner aus früheren Jahrhunderten.
Dazu gehören selbstverständlich auch Mozarts Serenaden. Wie also interpretiert man solche Werke? Goebel rät zum Blick in die Noten – und zwar möglichst in die Original-Quellen, denn Editionen ist nicht zu trauen. Sein Motto: „Wann immer sich der durchschnittliche Musikwissenschaftler zu Themen der Praxis äußert, so ist höchste Vorsicht geboten.“
Was dies ganz konkret bringt, das zeigt eindrucksvoll dieses CD-Projekt. Goebel hat wirklich alles hinterfragt, und siehe da! schon in Mozarts eigenhändigem Werkverzeichnis steht geschrieben: „Eine kleine Nacht Musick, bestehend in einem Allegro, Menuett und Trio. Romance, Menuett und Trio, und Finale. – 2 Violini, Viola e Baßi.“ Also keineswegs ein Streichquartett in vier Sätzen.
Für das verschwundene Menuett, aber mehr noch für Besetzung und Tempi hat Goebel Lösungen gefunden, die überzeugen. Das Programm wird komplettiert durch Adagio und Fuge c-Moll KV 426/546 sowie ein Streicherarrangement von KV 594 (darüber freilich schweigt sich Goebel in seinem ansonsten so beredten Kommentar aus) und die Serenata Notturna KV 239, ein selten gespieltes Opus für Streicher und Pauken.
Damit bietet die CD den gesamten Bestand an Mozarts Original-Kompositionen für chorisch, also mehrfach besetzte Streicher. Musiziert wird exquisit, fein austariert, ja, mitunter beinahe schon ein wenig manieriert. Manch Streichquartett träumt davon, so aus einem Atem zu musizieren wie die Berliner Barock Solisten. Das hat Klasse.
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