Champagner und Schwarzbrot vereint diese CD - die prickelnden, hochvirtuosen Läufe von Frédéric Chopin und die ebenfalls extrem anspruchsvollen, aber weit weniger gefälligen Studien von Robert Schumann. Beide Musiker sind 1810 geboren, beide waren exzellente Pianisten, und beide versuchten, die Grenzen des Instrumentes kompositorisch und spieltechnisch zu erkunden.
Ihre Zeitgenossen mochten dem nicht unbedingt folgen. So bezeichnete der Kritiker Ludwig Rellstab Chopins Etüden op.10 als Missgeburten, und empfahl, sie nur im Beisein eines Arztes aufzuführen. Und Clara Schumann zeigte sich von den "Etudes Symphoniques pour le Pianoforte" op. 13 ihres Mannes ebenfalls wenig angetan - wegen der hohen Schwierigkeiten der Etüden, die aber beim Publikum wenig Eindruck machten, und sich daher nicht zum Bravourstück eigneten.
Aus den vielen Fassungen der Sinfonischen Etüden, die als Variatio- nen zu einem Thema von Ignaz Ferdinand Freiherr von Fricken entstanden sind, hat Ragna Schirmer einen Gesamtzyklus gestaltet. Berlin Classics präsentiert nun beide Etüdensammlungen auf einer CD. Eine brillante Idee, nicht nur des Jubiläums wegen, sondern auch deshalb, weil die Einspielungen musikalische Zusammenhänge aufzeigen, die man so nicht vermutet hätte.
Schirmer macht deutlich, dass die rasanten Tonleitern und funkelnden Arpeggien Chopins den sanglicher und grüblerischer wirkenden Variationen Schumanns nicht nur in ihrer musikalischen Struktur mitunter ziemlich nahe stehen.
Die halsbrecherischen Schwierigkeiten stellen die Wahl-Hallenserin an keiner Stelle vor Probleme. Souverän gestaltend reiht sie die Stücke aneinander, und lässt vergessen, dass sie in erster Linie zum Üben geschrieben wurden - und nicht fürs Konzertpodium.
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